Am 12. Februar 1943 trifft bei Familie Mühlenhaupt in der Demmeringstr. 34, Leipzig-West, der Deportationsbefehl nach Theresienstadt ein. In ihrer Verzweiflung setzen sich die Mühlenhaupts mit ihrer zwölfjährigen Tochter Rivka in den Zug und fahren nach Tautenhain, einem kleinen Dorf im Thüringer Holzland. Dort hatten sie jahrelang ihren Urlaub verbracht, vielleicht könnten sie in dieser abgelegenen Gegend untertauchen. Und das Wunder geschieht: Ihr Pensionswirt Hermann Sörgel und sein Schwager Richard Büchner verstecken und versorgen die Flüchtlinge - 790 Tage lang. Und dennoch nimmt die Geschichte kein glückliches Ende: Die Mühlenhaupts sterben 3 Jahre nach Kriegsende. Die Angst hatte ihre Gesundheit zermürbt - nur die Tochter überlebt. Richard Büchner, NSDAP-Mitglied und Bürgermeister, stirbt 1946 im Sonderlager Sachsenhausen, seine Frau nimmt sich das Leben. Für die mutigen Retter werden zwar Bäume im "Garten der Gerechten" in Yad Vashem gepflanzt, in Tautenhain aber ist die Geschichte der Retter vergessen, bis in den 1990ern die Tochter der Mühlenhaupts im Dorf auftaucht.
Sabine Frank, Jahrgang 1963, studierte Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig, war unter anderem im Literaturmuseum "Romantikerhaus" in Jena tätig und arbeitet seit 2003 als freie Autorin. Sie hat mehrere Bücher zur Gartenkulturgeschichte geschrieben und für den Rundfunk Themen aus den Bereichen Kulturgeschichte und Naturwissenschaft bearbeitet, z.B. 2010 das Feature "Der Tod der Nacht" über das Verschwinden des Sternenhimmels in der allgemeinen Lichtverschmutzung und die nicht unerheblichen Folgen für Mensch und Tier. Die Autorin lebt in einem Nachbarort von Tautenhain.
Ursendung: 20.03.2016
...