1832 geboren, ist Wilhelm Busch im Jahr 1901 ein Mann von knapp siebzig. Seine Bildergeschichten haben ihn berühmt gemacht, wirtschaftlich steht er gut da. Ansonsten ist er ein Griesgram, der sich von allem zurückgezogen hat - bis auf die Malerei, und bis auf den Alkohol. Außerdem ist er ein Hagestolz. Frauen haben in seinem Leben nie eine Rolle gespielt. Oder doch? Seit 1872 - da war er vierzig - lebt er mit im Haushalt seiner Schwester Fanny, die sich um die Alltagsdinge kümmert. Wieder in Wiedensahl bei Bückeburg, da, wo er herstammt. 1898 zieht er mit ihr zusammen zu ihrem Sohn Otto ins Pfarrhaus in Mechtshausen. - Dort trifft ihn eine aus Frankfurt am Main angereiste Journalistin, die angeblich für die Zeitung über ihn schreiben will. Anscheinend weiß sie eine Menge über ihn, und abschütteln lässt sich das reichlich selbstbewusste Frauenzimmer auch nicht. Besonders über seine Frankfurter Jahre hat sie allerhand ausgekundschaftet. Über Johanna Keßler zum Beispiel, die Bankiersfrau in der Villa an der Bockenheimer Landstraße. Die Sinn für die Kunst und ein Herz für die Künstler hatte. Aber ist das ein Wunder, wenn sie deren Tochter ist?
Rolf Schneider, geboren am 17. April 1932 in Chemnitz, aufgewachsen in Wernigerode. Seit Ende der 50er Jahre freier Schriftsteller. 1976 einer der Erstunterzeichner der Biermann- Protestresolution. Über fünfzig Hörspiele, u. v. a. "Zwielicht" (Hörspielpreis der Kriegsblinden 1966). Zuletzt beim MDR: "Nach der Liebelei" (ORF/MDR 2006), "Feuer an bloßer Haut" (MDR 2007), "Die Affäre Ernst Winter" (MDR 2008) und "Die Affäre Winckelmann" (MDR 2009).
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