Neapel, 50er Jahre, Höhepunkt des Kalten Kriegs. Bracco, ein mysteriöser Fremder, wird hinterrücks erstochen. Sterbend flüstert er zwei Namen: Gregory Arkadin und Sophie. Einziger Zuhörer: der Glücksritter Guy van Stratten und seine Freundin Mily. Sie versuchen, aus dem Namen Kapital zu schlagen und suchen den sagenhaften, reichen Mr. Arkadin auf, der in Spanien auf einem Schloss lebt. Guy verliebt sich in dessen sorgsam abgeschirmte Tochter Raina. Der Waffenhändler Arkadin behauptet, er leide an Amnesie. Guy wird von ihm beauftragt, seine Vergangenheit zu erforschen. Die Suche führt ihn durch ganz Westeuropa und nach Amerika, doch Arkadin ist ihm immer ein Stück voraus. Alle, die etwas über seine Vergangenheit wissen, werden - kaum dass Guy sie gefunden hat - von Arkadin umgebracht.
Eine wilde Mischung aus Kolportageroman und Shakespeare-Tragödie, griechischer Göttersage und Thriller, Märchen und politischer Parabel. Und eine Reflexion über die Wahrheit, die menschliche Stimme und die Stille des Todes.
Orson Welles (1915-85), Autor und Regisseur zahlreicher Filme und Hörspiele, u. v. a. "War of the Worlds" (1938), "Citizen Kane" (1941), "Der dritte Mann" (1949).
hoerspielTIPPs.net:«Ein Hörspiel, das so exzentrisch und vielschichtig ist wie sein berühmter Autor selbst. „Mister Arkadin“ basiert auf Orson Welles’ gleichnamigem Film und entführt den Hörer in ein Europa der Nachkriegszeit, das zwischen kaltem Krieg, Geheimnissen und Größenwahn taumelt. Ein Glücksritter, ein mysteriöser Millionär mit Gedächtnisverlust und eine Spurensuche, die quer über den Kontinent führt – das klingt nach ganz großem Kino für die Ohren.
Tatsächlich bietet das Hörspiel eine Mischung aus Thriller, Mythos und moralischem Drama, in dem Wahrheit, Macht und Identität untrennbar ineinanderfließen. Doch bei allem erzählerischen Reichtum wirkt die Geschichte streckenweise nicht glaubwürdig, weil nahezu alle Figurenerzählungen zu merkwürdig sind.
Der Plot ist ambitioniert, fast schon zu sehr. Man spürt, dass Welles hier vieles zugleich wollte – Krimi, Parabel, Psychodrama und Zeitdiagnose. Das ist reizvoll, aber eben auch anstrengend. Die großartige Besetzung bringt zwar Präsenz und Gravitas mit, doch die Figuren bleiben auf Distanz, weil sie zu stark überformt und konstruiert erscheinen.
Ein stilistisch ansprechendes, inhaltlich aber etwas überambitioniertes Hörspiel, das seine Faszination aus seiner Grundidee bezieht – nicht aus ihrer Stimmigkeit. Wer sich auf Welles’ verkopftes, barockes Erzähluniversum einlässt, wird mit einem Stück voller Widersprüche belohnt: faszinierend, sperrig, überladen – ganz im Sinne seines Schöpfers.»
Ursendung: 19.04.1996
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 24.09.2025
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