Ein Schachturnier, irgendwo in einem kleinen Kaff oder in einer großen Stadt. Das Spiel der Könige erfordert höchste Konzentration, ob es nun in einem glamourösen Saal oder in einer Turnhalle stattfindet, es um die Ausscheidungswettkämpfe für die Welt- oder um eine Provinzmeisterschaft geht. Erst recht, wenn der Turniersieg schon greifbar ist. Ein Mann mittleren Alters braucht nur noch einen halben Punkt, ein Remis - und er spielt mit Weiß. Das müßte zu schaffen sein, auch wenn er seinen zugelosten Gegner nicht leiden kann. In Kraussers "Gedankenprotokoll" wird auf tragikomische Weise die Psychologie des Schachspiels mit dem Psychogramm eines Mannes verknüpft, der den Verlockungen der Hybris erliegt.
Helmut Krausser, geboren 1964 in Esslingen, wuchs in München auf. Er lebt als Schriftsteller in Potsdam. Er veröffentlichte Gedichte, Theaterstücke, Erzählungen und Romane, z.B. "Fette Welt" (1989), "Melodien" (1993), "Ultrachronos" (2003). Krausser zählt zu den vielseitigsten und sprachmächtigsten deutschsprachigen Gegenwartsautoren und ist nicht zuletzt ein passionierter, turniererfahrener Schachspieler.
Ursendung: 21.08.2005
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