Ludwig van Beethoven ist im März 1827 in Wien gestorben. Richard Wagner wurde im Mai 1813 in Leipzig geboren. So konnten sie sich nie begegnen. Es sei denn, Richard Wagner hätte sich schon im zarten Alter von dreizehn Jahren auf die Socken gemacht. Nichtsdestoweniger, Ende der dreißiger Jahre, Wagner sitzt in Paris, hat die Arbeit am "Rienzi" hinter sich, ist bettelarm und versucht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln sein Überleben zu sichern, fabuliert sich der glühende Beethoven-Verehrer und künftige Erfinder des musikalischen Gesamtkunstwerks eine schicksalsschwere Stafettenübergabe aus. Eines Tages stellt er als blutjunger und völlig unbekannter Musikus fest, dass sein Idol ja noch keineswegs in den Olymp umgezogen ist! Noch weilt er unter den Sterblichen! Also wird er, also muss er dem Meister in persona unter die Augen treten! Und schon macht er sich auf die Reise, natürlich zu Fuß. Indes, was an Geld fehlt, können Hoffnung, Schwärmerei und Idealismus ohne weiteres ersetzen. Doch nicht mit allem Ungemach wird man so leicht fertig. Unterwegs heftet sich ein nicht minder leidenschaftlicher, zur Gesprächigkeit neigender Amateurmusiker englischer Nationalität an seine Fersen. Und der, Wiliam Bowles, weitaus solventer als der deutsche Nachwuchskomponist, hat auch noch das gleiche Ziel wie er!
Bernardo da Costa, 1939 geboren in Biarritz, schrieb über siebzig Theaterstücke, Novellen, Essays und Romane. Begründer des Café-Theaters. Wärend seines zwölfjährigen Aufenthaltes in Berlin entstanden zwei "Berlin-Romane", die später dramatisiert wurden.
🔥 Prix Italia 1998
Ursendung: 22.09.1998
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