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Rabatz-Kolonne

Doku-Höspiel - ein Hörspiel von Robert Adolf Stemmle, SWF - RB 1951


Es gab Zeiten, in denen der Schmuggel als Kavaliersdelikt galt. Schmuggler waren keine Verbrecher, sondern Abenteurer. Über ihrem Gewerbe lag ein Hauch von Romantik. Die Wirklichkeit unserer Tage hat mit diesen sentimentalen Vorstellungen nichts zu tun. Brutalität, Mord und Verbrechen sind in Schmugglerkreisen an der Tagesordnung. Wenn an einigen Stellen der deutschen Westgrenze in großem Umfang Kinder in den Kaffeeschmuggel eingespannt werden, dann geht es nicht mehr allein um die materiellen Schäden für die deutsche Volkswirtschaft, sondern um die seelische Gefahr für viele Tausende von Kindern. Hier setzt Stemmle mit seinem Hörspiel ein. Er zeigt, wie diese Kinder, Rabatzer genannt, aufwachsen müssen. Sie bilden regelrechte Banden, die den gefährlichsten Teil der Schmuggelarbeit leisten und einen hohen Prozentsatz ihres Gewinns an Hintermänner abliefern. Schul- und Sozialverwaltungen führen einen verzweifelten Kampf gegen die sittliche und geistige Verrohung, die im Gefolge des Kinderschmuggels auftaucht. Betrug, Prostitution und Erpressung sind für die Zehn- bis Zwölfjährigen keine unbekannten Begriffe mehr. Bei seinen Recherchen ging Stemmle an die holländische und belgische Grenze und studierte die Verhältnisse aufs genaueste. Er sprach mit Kindern, Zollbeamten, Lehrern, Eltern und Leitern von Kommunalbehörden. So war es ihm möglich, ein umfassendes und erschütterndes Tatsachenmaterial zu sammeln, dessen vollständige Wiedergabe weit über die zeitliche Begrenztheit eines Hörspiels hinausginge. Am Beispiel einer Familie, am Schicksal ihrer Kinder erleben wir, welchen Preis eine Jugend zahlen muß, wenn wir unverzollten Kaffee um einige Mark billiger einkaufen.

Ursendung: 11.09.1951


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