Ein heißer, langanhaltender Sommer lähmt das Leben in Goldshof, als die Nachricht von der Entführung der Unternehmergattin Victoria Schenk ihre Kreise zieht. Die Geldübergabe läuft schief, die Polizei tappt im Dunkeln. Victoria bleibt verschwunden, bis schließlich nach Wochen ihre Leiche entdeckt wird. In der Nachbarschaft beginnen sich Erzählungen über die Vergangenheit des Opfers und ihrer Familie mit Vermutungen und Verleumdungen zu vermischen. Mit jeder neuen Zeitungsmeldung laufen die Geschäfte von Klaus Schenk schlechter, und schon bald führen er und seine Tochter Lena einen Kampf an mehreren Fronten ohne Verbündete. Während beide ins Fadenkreuz der Ermittlungen geraten, wanken Lenas Gewissheiten, und sie beginnt, ihre Erinnerungen zu hinterfragen. War die Ehe ihrer Eltern in Wirklichkeit gar nicht so glücklich, wie sie immer gedacht hatte? "Schneewalzer" spürt in den Gedanken und Stimmen der Protagonisten einem schleichenden Prozess nach, in dem Opfer von ihrem Umfeld und der Polizei zu Tätern gemacht werden. Das Private wird öffentlich und zu jedermanns Interpretation freigegeben. Die Sprecher sehen sich abwechselnd ihrer Macht und Machtlosigkeit ausgesetzt, sie klagen an und verteidigen, sie wollen gehört werden.
Patrick Findeis, geboren 1975 in Heidenheim an der Brenz, lebt als freier Autor in Berlin. Er studierte Komparatistik, Psychologie und Kommunikationsforschung an der Universität Bonn und ist Absolvent des Deutschen Literaturinstituts Leipzig. Für seinen Debütroman "Kein schöner Land" erhielt Findeis 2008 den 3sat- Preis im Rahmen des Ingeborg-Bachmann- Wettbewerbs. Für SWR2 schrieb er ihn als Hörspiel um. Zuletzt erschien sein Roman "Wo wir uns finden" (2012).
hoerspielTIPPs.net:«Patrick Findeis schildert in seinem Hörspiel "Schneewalzer" die Geschichte einer Entführung und deren Folgen. Er orientiert sich hierbei am realen Fall "Bögerl" und übernimmt viele Elemente daraus. Allerdings verlegt er den Rahmen leicht.
Findeis erzählt die Geschichte fast ausschließlich aus drei Perspektiven, der der Tochter, der des Vaters und der des Kommissars. Sie wechseln sich in ihren Schilderungen ab und erschaffen so nach und nach ein Gesamtbild der Geschichte. Viele Widersprüche und Abgründe tun sich auf, alle Beteiligten haben ihre Schattenseiten, auch wenn viele vielleicht nur auf Gerüchten bauen.
Der reale Hintergrund macht das Stück besonders interessant, allerdings bringt die Nähe auch ihre Schwierigkeiten. Gerade weil es auch oft in den Bereich der Mutmaßungen geht, besteht die Gefahr, dass man auch diese auf den realen Fall und entsprechend die tatsächlichen Betroffenen überträgt.
Trotz der unspektakulären Erzählweise mit den aufeinanderfolgenden Schilderungen, packt dieses Hörspiel den Hörer doch recht schnell. Die 72 Minuten werden auch nie langweilig, da das Stück sehr clever aufgebaut ist und stets neue Wendungen und Sichtweisen präsentiert.
Am Ende hat der Hörer viel gehört, klarer ist allerdings noch immer nicht viel. Findeis bildet die Besonderheiten des realen Falles gut ab und zeigt die Dynamik dieses prominenten Kriminalfalls. Für meine persönlichen Geschmack war die Nähe zur Realität hier zu groß, diese hätte eher einer echten Dokumentation zugestanden. Für eine Fiktion hätte ich mir hier mehr Abstand gewünscht.Patrick Findeis schildert in seinem Hörspiel "Schneewalzer" die Geschichte einer Entführung und deren Folgen. Er orientiert sich hierbei am realen Fall "Bögerl" und übernimmt viele Elemente daraus. Allerdings verlegt er den Rahmen leicht.
Findeis erzählt die Geschichte fast ausschließlich aus drei Perspektiven, der der Tochter, der des Vaters und der des Kommissars. Sie wechseln sich in ihren Schilderungen ab und erschaffen so nach und nach ein Gesamtbild der Geschichte. Viele Widersprüche und Abgründe tun sich auf, alle Beteiligten haben ihre Schattenseiten, auch wenn viele vielleicht nur auf Gerüchten bauen.
Der reale Hintergrund macht das Stück besonders interessant, allerdings bringt die Nähe auch ihre Schwierigkeiten. Gerade weil es auch oft in den Bereich der Mutmaßungen geht, besteht die Gefahr, dass man auch diese auf den realen Fall und entsprechend die tatsächlichen Betroffenen überträgt.
Trotz der unspektakulären Erzählweise mit den aufeinanderfolgenden Schilderungen, packt dieses Hörspiel den Hörer doch recht schnell. Die 72 Minuten werden auch nie langweilig, da das Stück sehr clever aufgebaut ist und stets neue Wendungen und Sichtweisen präsentiert.
Am Ende hat der Hörer viel gehört, klarer ist allerdings noch immer nicht viel. Findeis bildet die Besonderheiten des realen Falles gut ab und zeigt die Dynamik dieses prominenten Kriminalfalls. Für meine persönlichen Geschmack war die Nähe zur Realität hier zu groß, diese hätte eher einer echten Dokumentation zugestanden. Für eine Fiktion hätte ich mir hier mehr Abstand gewünscht.»
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