2x2 Sprecherhaltungen
ein Hörspiel von Bodo Hell, ORF 1996
Vier Menschenstimmen, zwei Frauen und zwei Männer, halluzinieren sich in vier Schüben durch den Ablauf eines Tages: erst erzählen sie selbstvergessen ihre Träume ("war heute nacht..."), dann werden in ihnen durch wechselseitige Anregung spezifische Erinnerungen wach ("weißt du noch, wie..."). gegen Mittag imaginiert sich das Sprechquartett glückhafte Situationen von Gemeinsamkeit und Austausch ("stelle mir vor..."), läßt aber in der Folge auch Bilder der Inbrunst, Täuschung, Bedrohung und des Grauens aufsteigen ("denke dabei an...") Diese vierfachen Monologe sind in einen murmelnden Strom aus verbalen Fertigteilen eingebettet, wie sie die aktuelle Sprachumgebung anbietet: Formeln des Alltags, des Alphabets, der Lebenshilfe, Telekommunikation, Wissenschaft, Kunst, Medien, Werbung, Gastronomie, Religion, Politik, Wahrnehmungstheorie, Verhaltensforschung, des Verkehrs etc.
Der Umgang der 4 Stimmen mit diesem Splittermaterial und die bisweilen überzogenen Reaktionen darauf lassen deutlich werden, daß in so einem Zwischenreich 2 x 2 nicht unbedingt immer 4 ist.
Beides, der buntscheckige anonyme Wort-Chor, aus dem einzelne Sätze und Satzteile hervorgehoben sind, wie auch der individuelle Part der 4 Personen wird getragen, akzentuiert und unterlaufen durch die quasiverbale Artikulation von 4 Blasinstrumenten (1 Klarinette, 3 Saxophone sowie deren Mundstücke) als pulsierendem Klangkörper mit Systolen, Diastolen und Extrasystolen.
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