Der einzelgängerische Medizinstudent Clemens ist ein Träumer, Liebender und zugleich fanatischer Forscher, der die Auswirkungen des mexikanischen Giftes Caratillo untersuchen will. Sechs Gramm sollen tödlich sein. Dann hätte er keine ganze Stunde mehr zu leben, denn das Gift wandert bereits in seinem Blut. Clemens setzt sich an sein Tonbandgerät, um die letzten Minuten zu dokumentieren. Alles verwischt: die Zeiten und die Bewusstseinsebenen, die Motive und die Absichten. Erst jetzt sieht er, wiesein Leben hätte sein können, wie er es nun leben möchte. Zu spät. Die Uhr tickt unerbittlich. Clemens kann zwar die Uhr zerstören, aber nicht mehr die Zeit, die ihn tötet ...
Horst Bienek, 1930 in Gleiwitz/Oberschlesien geboren, wurde 1951 vom Staatssicherheitsdienst wegen angeblicher antisowjetischer Hetze zu 25 Jahren Zwangsarbeit in einem russischen Arbeitslager verurteilt. Nach vier Jahren kam er im Zuge einer Amnestie frei und ging in die Bundesrepublik. Er arbeitete als Kulturredakteur und Verlagslektor, bevor er sich als freier Schriftsteller in München niederließ. Zu seinen bekanntesten Werken gehören "Traumbuch eines Gefangenen" (1957) und der Roman "Die Zelle" (1968). Horst Bienek starb 1990 in München.
hoerspielTIPPs.net:«Dieses Hörspiel steht und fällt mit dem Hauptdarsteller. In diesem Fall ist dies kein geringerer als Klaus Kinski. Dass er nur wenig Hörbares hinterlassen hat, macht allein schon diesen Monolog zu etwas Besonderem.
Die Geschichte zeichnet das Sterben des Studenten Clemens, der die Wirkung des Giftes Caratillos an sich selbst testen möchte, nach. Der Hörer ist bei ihm "zu Gast", als er die Dosis genommen hat und die weiteren Geschehnisse mit einem Tonband protokolliert.
Dieser Punkt ist der Einzige, der mich gestört hat, denn hätte man sich auf die eigentliche Bandaufnahme beschränkt und so den Hörer praktisch nur mit dem Protokoll konfrontiert, hätte diese Geschichte vielleicht noch ein wenig mehr Glanz bekommen.
Der Bericht vom Sterben ist dennoch sehr glaubwürdig dargestellt. Das langsame Abdriften wird hier gut erzählt.
Erstklassig ist dabei Kinskis Leistung, die unerwartet ruhig und sehr auf die Rolle zugeschnitten ist. Wer hier den typischen Kinski erwartet, dürfte durchaus überrascht sein.
Eine gute Geschichte, die mit einer sehr guten schauspielerischen Leistung dargeboten wird. Da darf man gerne einschalten...»
🔥 Radio:Tipp der Hörspiel-Freunde
Vorstellung im OhrCast
Ursendung: 18.11.1960
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