Arnos Schmidts Roman "Seelandschaft mit Pocahontas" erschien 1955 zunächst in "Text und Kritik" und brachte Alfred Andersch eine Strafanzeige wegen Pornografie ein. Das sagt mehr über die deutsche Befindlichkeit der 50er Jahre als über die Erzählung. Die Geschichte einer spontanen und flüchtigen Sommerliebe in der niedersächsischen Seelandschaft am Dümmer erzählt von der Suche nach einem neuen Lebensanfang in der Nachkriegszeit. Der Ich-Erzähler Joachim, ein mittelloser Schriftsteller, und Erich Kendziak, ein Malermeister, knattern mit dem Motorrad ins Oldenburgische – eben dorthin waren Arno und Alice Schmidt im Juni 1953 selber gefahren – zwecks sommerlicher Erholung. Als die Freunde Annemarie und Selma, zwei junge Sekretärinnen, kennenlernen, treten die gemeinsamen Kriegserinnerungen hinter sommerliche Vergnügungen zurück, auch wenn in Joachims bösen Kommentaren zu Christentum und Adenauer die politische Realität der 50er Jahre immer wieder das Idyll durchbricht.
Arno Schmidt (1914-1979) war nach Krieg und Gefangenschaft zunächst Übersetzer. Seit 1949 erschien sein Prosawerk: Romane, zahlreiche Erzählungen, literarische Radio-Essays und eine umfangreiche Fouqué-Biografie.
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