Ilse Aichingers Hörspiel "Knöpfe" ist eine Dichtung, in der die Verwandlung des Gedankens in die Metapher, das allein durch sich selbst sprechende dichterische Bild, absolut vollzogen erscheint. Es wäre verfehlt, dieses Hörspiel als surrealistisches Experiment zu deuten oder ihm überhaupt eine formale Tendenz - welcher Art auch immer - unterzuschieben. Gerade die unprätentiöse Schlichtheit der dichterischen Aussage, die Ilse Aichingers Hörspiel auszeichnet, ist bestimmend für Wesen und Gehalt des Stückes. - Gedanklicher Gegenstand der Handlung ist die Gefährdung des modernen Menschen durch den industriellen Apparat. Die Fabrik, die Maschine, hat ihre eigene Suggestivität, deren Wirkung stark und gefährlich ist. Die Atmosphäre des mechanisierten Betriebes, die Gewöhnung an ihn, die vermeintliche Geborgenheit in ihm, gegenüber einem Draußen, das als fremd und bedrohlich empfunden wird: All dies gefährdet die Persönlichkeit des Menschen, zerstört seine Initiative, lähmt seinen Willen, es bedroht ihn schließlich in seinem Menschsein an sich. Denn er, der das Material zu formen glaubt, wird schließlich vom Material geformt. Den Charakter des Materials prägt sein Bewußtsein und läßt ihn - wie es Ilse Aichinger metaphorisch umschreibt - schließlich selbst zum Material werden. - In der Assimilation von Mensch und Material sieht die Autorin eine tödliche Gefahr. Es gibt jedoch eine Möglichkeit der Bewahrung: Erkenntnis der Bedrohung, Überwindung der Furcht vor dem Draußen, d.h. Mut zur Existenz außerhalb einer mechanisierten Ordnung, zur eigentlichen Freiheit.
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Vorstellung im OhrCast
Ursendung: 16.12.1953
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 01.12.2023
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