Hiddensee, Sommer 1946. Der junge Genosse Plietzsch wird von der Partei auf die Insel geschickt. Er soll die Vorbereitungen für das Begräbnis von Gerhart Hauptmann treffen. In Kloster auf Hiddensee hatte der Dichter seit 1926 die Sommermonate verbracht. Im Hotel Dornbusch, dem ersten Haus am Platze, das jetzt Flüchtlingen als Unterkunft dient, werden die Trauerfeierlichkeiten stattfinden. Die Flüchtlinge werden kurzerhand umquartiert und die russische Administration sorgt für Speisen und hochprozentige Getränke in dem gebeutelten Haus. Und Gau, der Besitzer des Hotels, der sogar vom Kriegsdienst befreit war, kann seit Langem wieder einmal hohe Gäste an seiner Tafel bewirten. Weit schwieriger erweist sich für Plietzsch jedoch eine andere Sache: Vier Männer aus der werktätigen Bevölkerung, also Fischer, sollen den Sarg des toten Dichters von der Fähre zum Friedhof tragen. Klingt nach einer leicht zu organisierenden Angelegenheit, ist es aber bei weitem nicht. Denn die Insulaner sind von dem Staatsbegräbnis wenig angetan. Kaum jemand kam mit dem einst gefeierten Nationaldichter und Literaturnobelpreisträger in Berührung und wenn dann eher auf unangenehme Art und Weise. Und so kehrt sich die Sache jetzt um, der tote Dichter ist den Fischern auf der Insel "schietegal". Im Bündnis mit dem örtlichen Pastor versucht Plietzsch, die Männer zur Kooperation zu bewegen. Doch beide beißen zunächst auf Granit. Was ist zu tun, wenn weder das Zureden des Pastors noch die Drohungen der Staatsmacht die sturen Einsiedler zum Einlenken bewegen können? Ein Mittel gibt es, und das nimmt am Ende einen fast verhängnisvollen Ausgang.
Gerhart Hauptmann, geboren am 15. November 1862 in Ober Salzbrunn, starb am 6. Juni 1946 in seiner schlesischen Heimat. Agnetendorf/ Agnieszków im Riesengebirge gehörte seit Kurzem zu Polen. Die neue Regierung drang auf einer ausnahmslosen Aussiedlung aller Deutschen. Hauptmann wird, gegen seinen testamentarischen Willen, nicht mehr in seiner Heimat begraben, sondern nach Deutschland überführt. In Kloster auf Hiddensee findet er am 28. Juli 1946 seine letzte Ruhestätte.
Werner Buhss, geboren 1949 in Magdeburg, aufgewachsen in Frankfurt/Oder. Abitur, Lehre und Arbeit als Stahlbauschlosser. Regieassistent und Volontariat bei der DEFA. 1969-73 Regiestudium an der Filmhochschule Babelsberg. Arbeiten im DEFA-Studio für Dokumentarfilme. Regisseur an verschiedenen Theatern, u. v. a. in Eisleben, Rudolstadt, Brandenburg, Karl-Marx-Stadt und in Bulgarien. Seit 1981 freiberuflicher Autor von Theaterstücken und Hörspielen.
Vorstellung im OhrCast
...