Der Ende der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielende Roman ist im englischen Bergarbeitermilieu angesiedelte, er ist realistische und soziale Studie wie auch Bildungs-, Entwicklungs- und Künstlerroman. Darüber hinaus ist er die präzise psychologische Schilderung einer Obsession. Er handelt von der fesselnden symbiotischen Liebe einer Mutter zu ihren Söhnen, die sie –wie es der Titel des Romans schon impliziert– schließlich (symbolisch) zu ihren Liebhabern macht.
Als Gertrude Coppard Walter Morel heiratet, ist sie zunächst von seiner virilen Vitalität fasziniert. Er ist ein einfacher Bergarbeiter, und sie heiratet unter ihrem Stand. Der Verbindung entspringen vier Kinder, drei davon Söhne. Der Vater kann die Familie, die in ärmlichen Verhältnissen lebt, nur mit Mühe ernähren. Schon nach kurzer Zeit ist die Ehe zerrüttet, der Verzweiflung folgt Verachtung, schließlich Hass.
Die Mutter, selbst aus bürgerlich-puritanischen Verhältnissen stammend, ist bestrebt, den Kindern eine bessere soziale Zukunft zu ermöglichen und achtet auf deren Bildung – mit Erfolg. William, der älteste der Söhne, tritt nach seiner Ausbildung eine Stelle in einer Anwaltskanzlei in London an. Er hat, darin ganz dem Vater ähnelnd, einen Schlag bei Frauen und lernt die attraktive, leichtlebige Lily kennen und verlobt sich mit ihr. Argwöhnisch betrachtet die Mutter diese Verbindung und ihre Missbilligung zersetzt schließlich die Beziehung. William wird krank und stirbt, nicht zuletzt auch aus Gram über diesen kräftezehrenden Loyalitätskonflikt.
Paul, Williams jüngerer Bruder, still und in sich gekehrt, mit großem Talent zur Malerei, ist seiner Mutter in besonderem Maße zugetan. Auch sie richtet nach Williams Tod alle Aufmerksamkeit auf ihn. Als Paul Miriam kennenlernt, entwickeln beide eine intensive Zuneigung füreinander. Doch auch hier beäugt Gertrude misstrauisch und eifersüchtig die Bindung. Ausgerechnet durch Miriam lernt Paul Clara kennen, eine getrennt von ihrem Mann lebende Suffragette. Pauls Mutter reagiert auf Clara gelassener, sieht in ihr keine wirkliche Gefahr für sich, da Pauls Interesse an ihr vor allem erotischer Natur ist. Doch auch mit ihr wird Paul auf Dauer nicht glücklich. Er erkennt verzweifelt, dass seine Mutter ihm in all seinen Beziehungen im Wege steht und erst ihr Tod ihm einen wirklichen Neuanfang ermöglichen könnte. Gertrude Morel ist schwerkrank, ihr Sterben zieht sich quälend lange hin, schließlich hilft Paul mit einer Überdosis Morphium nach. Ihr Tod lässt ihn einsam und verzweifelt zurück – ist er nun endlich frei?
D(avid) H(erbert) Lawrence, 1885 als Sohn eines Bergarbeiters und einer Lehrerin in Eastwood/Nottinghamshire geboren, war zunächst Lehrer, musste den Beruf aber wegen eines Lungenleidens aufgeben und lebte ab 1912 als freier Schriftsteller. 1914 heiratete er nach einer skandalträchtigen Scheidung Frieda Weekly, geborene Freiin von Richthofen. "Sons and Lovers" erschien erstmals 1913 in einer stark gekürzten Fassung - es folgten, u. v. a. "Women in Love" (1920) und als sein letztes Werk "Lady Chatterley´s Lover" (entstanden 1926, in England erst 1960 veröffentlicht). Daneben veröffentlichte er zahlreiche Kurzgeschichten, auch Lyrik, Essays und Reisebücher, z.B. "Sea and Sardinia". Er starb mit nur 44 Jahren 1930 in Vence, Südfrankreich.
hoerspielTIPPs.net:«Ulrich Lampens Umsetzung des Romans D. H. Lawrence´ ist für ein Hörspiel sehr umfangreich geworden. Mehr als vier Stunden darf man den Ereignissen um die Familie Morel lauschen. Sehr breit wird im ersten Teil die Familie vorgestellt. Im Blickpunkt sind dabei zunächst die Eheleute, später der älteste Sohn, William. Der verliebt sich in eine Frau, die insbesondere der Mutter ein Dorn im Auge ist. In diesem Dilemma erkrankt William und stirbt gar am Ende des ersten Teils. Danach rückt der zweite Sohn, Paul, in den Fokus. Auch seine Liebschaften stehen in der Kritik der Mutter, aber auch er selbst wird zwischen zwei Frauen hin- und hergerissen. Dieser Konflikt trägt über den Tod der Mutter hinaus, bis zum Ende des Hörspiels. Der dritte Bruder und auch die Schwester spielen nur eine beiläufige Rolle.
Formal fällt der hohe Erzählanteil auf, lange, tragende Dialoge findet man kaum am Stück, ohne dass der Erzähler eingreift. Das macht die Geschichte eingängig, man hätte aber - für meinen Geschmack - hier mehr den Schauspielern allein überlassen dürfen. Vieles hätte sich auch aus dem emotionalen Spiel auch so erklärt. Aber es gelingt, die Geschichte auch über die lange Spielzeit interessant zu halten. Obwohl sich hier viel Kleinteiliges abspielt und die Geschichte eher gleichförmig abläuft, kommt hier auch noch vier Stunden keine Langeweile auf. Dazu ist die Geschichte selbst einfach zu gut.
Insgesamt hat mich diese Hörspielumsetzung positiv überrascht, nach einigen eher durchwachsenen Inszenierungen von Ulrich Land, hatte ich deutlich weniger erwartet.
Ginge es rein nach dem Inhalt, wäre die Höchstwertung angemessen, ein paar Abstriche gibt es allerdings bei der Inszenierung, die aber deutlich gefälliger und hörbarer ausfällt, als ich es erwartet hätte.»
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