Eine Familie schaut sich im Fernsehen einen Western an. Doch das traute Heim täuscht. Der "Dialog" löst sich zunehmend aus seinen Zusammenhängen und läuft ins Leere. Die akustische Komposition wird aus vier Basiselementen entwickelt: 1. Der "Dialog" der Familie vor dem Fernsehschirm. Kagel hat keine Dialoge geschrieben, sondern monologische Texte für vier Rollen: Vater, Mutter, Grossmutter und Tochter. Die Schauspielerinnen und Schauspieler waren frei, wann sie ihre einzelnen Repliken sprechen sollten. 2. Das penetrante Klavierspiel des sprachlosen Sohns der Familie. Es stellt einen akustischen Konflikt her: Die TV-Familie will beim Fernsehen nicht gestört werden. 3. Die Sprachspur des Western. Sie besteht aus Klischees typischer Redeformen, wie sie in Western und Krimis vorkommen, gesprochen von Film-Synchron-Profis, die man aus Filmen wiedererkennt. 4. Die Geräusche des Western. Kagel hat ein akustisches Alphabet von 122 Geräuschen notiert und sie von einem Geräuschmacher aus der Film- und Fernsehproduktion im Studio herstellen lassen.
Mauricio Kagel – 1931 in Buenos Aires geboren, gestorben 2008 in Köln – gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Neuen Musik und des Musiktheaters. Als Autor, Komponist und Regisseur arbeitete er im Grenzbereich von Musik, Sprache, Szene und Film. Seit 1969 realisierte er Hörspiele, die vielfach ausgezeichnet wurden, u. v. a. "Ein Aufnahmezustand" (Karl-Sczuka-Preis 1970) oder "Der Tribun" (Hörspielpreis der Kriegsblinden1979).
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