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Spiegelzeit

ein Hörspiel von Viola Altrichter, ORF 2002


Die Souffleuse Lisa Abel, im Theaterbetrieb ebenso unsichtbar wie unentbehrlich, ist unglücklich verliebt - in den Regisseur eines Stückes, das in der Renaissance spielt. Nach und nach beginnt sie sich, um sich noch unentbehrlicher zu machen,mit ihrem Flüstertext zu identifizieren. Das geht so weit, dass sie eines Tages zu Hause, in ihrem eigenen Spiegelbild, die italienische Renaissancefürstin Isabella d´Este zu erkennen glaubt, als Verkörperung des Seicento mit all seinem höfischen Raffinement und seinen Verwirrungen:Die Entdeckung der neuzeitlichen Vernunft in Verbindung mit sinnlichen Festgelagen der Künstler, Humanisten, Philosophen und Weltumsegler, die soeben entdeckte Kugelgestalt der Erde, auf der es also kein Oben und kein Unten mehr gibt – die ganze Unendlichkeit des Universums macht sich in der schäbigen Zweizimmerwohnung der einsamen, verliebten Souffleuse breit. Die Vorstellung langer Geheim-, Echo- und Flüstergänge in finsteren Palästen rauben ihr den Schlaf. Und Isabella d´Este, die Fürstin, Verkörperung nicht nur einer Epoche, sondern auch einer verdrängten Utopie, lässt Lisa keine Ruhe: Wie kommt sie in Lisas Spiegel? - Was spiegelt ein Spiegel? Uns? Oder die Welt in uns, die wir sie widerspiegeln?


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