Auf einer Geburtstagsparty lernen sie sich kennen. Sie: zieht sich ihre Ringe von den Fingern und erzählt zu jedem eine Geschichte: alle handeln von Fluchten. Er: ist hingerissen. Seitdem locken, zerren, jagen sich die beiden Mittdreißiger durch das Labyrinth einer leidenschaftlichen Beziehung, ohne: allein oder gemeinsam: ihren Ausgang zu finden. "Einer ist immer das Opfer", sagt sie. "Das sind Erfahrungen. Du bist schließlich nicht mein erster Freund." Liebesbeweise werden gefordert und widerlegt, Zärtlichkeiten zurückgewiesen und Orgasmen geschenkt. Sie ist unberechenbar in ihren Reaktionen, theatralisch in ihren Ansprüchen, verrückt in ihren Vorwürfen. Nie tritt das Erwartete ein. Ein Urlaub auf einer Insel im Süden soll die Flitterwochen vorwegnehmen, doch zur Hochzeit kommt es nicht mehr. Aus dem mühsam beherrschten Spiel wird unweigerlich bitterer Ernst. Ein Boxring, eine Gefängniszelle, ein Bett: wie in einer Versuchsanordnung, von einer nackten Glühbirne ausgeleuchtet, treibt sich das exemplarische Paar in den Machtkampf aus Bindungsangst und Lebensgier, in dem die knappen Dialoge geschliffen sind wie Messer und Sieger sein heißt, mehr Verletzungen als der andere überleben zu können.
Christoph D. Brumme, geboren 1962 in Wernigerode, besuchte von 1969 bis 1979 die Schule in Schierke, schloss eine Lehre zum Eisenbahner an, war drei Jahre lang bei der NVA, dann arbeitete er beim Theater Eisleben, zog 1985 nach Berlin, studierte Philosophie und ist seit 1991 freiberuflich tätig. Er schrieb die Bücher "Nichts als das" (1994), "Tausend Tage" (1997) und "Süchtig nach Lügen" (2002).
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