Johann Joachim Winckelmann, 1717 im altmärkischen Stendal geboren, galt Mitte des 18. Jahrhunderts als die europäische Kapazität in Sachen antiker Kunst. Seit 1763 hatte der auch in Rom hoch angesehene Mann die Oberaufsicht über die klassischen Altertümer inne.
Im April 1768 trat Winckelmann eine längere Deutschland-Reise an, brach sie jedoch ab und fuhr von Wien, wo er von der Kaiserin empfangen worden war, zurück nach Triest, um von dort nach Venedig überzusetzen.
Im Hotel Grande abgestiegen, fällt er eine Woche nach seiner Ankunft einem Mordanschlag zum Opfer. Sein Mörder - schon bald ergriffen und überführt - heißt Francesco Arcangeli. Der Mann, einunddreißig und, wie sich zeigt, mit beachtlicher krimineller Vergangenheit, hatte im selben Hotel gewohnt und mit Winckelmann viel Zeit verbracht. Bereits am 20. Juli, wenige Wochen nach der Tat, wird er öffentlich hingerichtet - als Raubmörder, wie es im Urteil heißt.
Doch die Gerüchte um Winckelmanns Tod sind bis heute nicht verstummt. Hatte die Tat ihre Wurzeln im Stricher- und Homosexuellen-Milieu? Oder wollten die Jesuiten geheimer Depeschen habhaft werden, die Winckelmann vom Habsburger Hof gewissen Kurienkardinälen zuleiten sollte, denen ein paar Jahre später tatsächlich das Verbot des Jesuiten-Ordens gelang?
Rolf Schneider, geboren 1932 in Chemnitz, ist ein ausgewiesener Experte in der Aufarbeitung historischer Kriminalfälle. In seinem jüngsten Hörspiel wird nichts beschönigt und nichts verklärt. Rolf Schneider zeigt, wie das Ende des bedeutenden Archäologen, Forschers und Schriftstellers war - oder gewesen sein hätte können.
hoerspielTIPPs.net:«Rolf Schneider hat schon eine Vielzahl von Hörspielen geschrieben, darunter mittlerweile auch eine ganze Reihe an Aufarbeitungen historisches Kriminalfälle, die entweder ungeklärt sind, oder bei denen es zumindest Zweifel an der damaligen Lösung gibt. Auch beim Tod von Johann Joachim Winckelmann, einem Begründer der Wisschenschaft der Archäologie und der Kunstgeschichte, gibt es einige Zweifel, ob die offizielle Version, dass der Täter ausschließlich aus eigenen Motiven gehandelt hat, richtig ist, oder ob dort andere Motive und / oder Hintermänner im Dunkeln geblieben sind.
Schneider arbeitet diesen Fall auf, indem er seinen Protagonisten Zanardi dieses Verbrechen aufklären lässt. Dieser befragt Weggefährten, den Täter und Zeugen und stellt so nach und nach eine durchaus plausible Motivlage heraus.
Das Hörspiel ist aufgrund der Mischung Realem und Fiktionalem sehr interessant. Spannung erwächst hier allerdings weniger, da die Ermittlungen sehr sachlich dargestellt werden.Die Schauspieler agieren hier meist mit etwas angezogener Handbremse. Für meinen Geschmack hätte man hier etwas emotionaler werden dürfen. Allerdings passt die Nüchternheit andererseits zur Handlungszeit und dem realen Hintergrund.
Ein sehr interessantes Hörspiel, das gerade aufgrund des realen Hintergrundes seinen Reiz hat. Man hätte aber die dramatischen Schrauben ruhig noch etwas anziehen können.»
Vorstellung im OhrCast
Ursendung: 25.12.2009
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 17.03.2017
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