Sonisches Ermessen. Anhand diverser Ortschaften setzen sich der Schriftsteller/Musiker Thomas Meinecke und der Musiker/Produzent David Moufang in On the map mit Ballungen sowie Verschiebungen, auch dem Verschwinden kultureller und politischer Bedeutungen auseinander. Verschnitten mit Versatzstücken gefundener Oral History, im O-Ton wie auch in sprecherischer Interpretation, zieht sich ein musikalisches Geflecht durch die einzelnen Stücke, das diese Bewegungen sonisch erkennbar machen wird. Beispielsweise: Der in beiden Weltkriegen von deutschen U-Booten verminte Kriegshafen von Norfolk, Virginia, als die schwarzatlantische Wiege des technoiden Cyber R&B (Teddy Riley, Timbaland, Missy Elliott, The Neptunes). Die antike Bibliothek von Alexandria/The Library of Congress, Washington. D. C. Die Rekonstruktion Ägyptens in The Heliocentric Worlds of Sun Ra. Washingtons Our Lady of Perpetual Help´s Panorama Room als Brutstätte der afroamerikanischen Go-Go Music.Auch: Die Verlegung des Regierungssitzes von Philadelphia nach Washington. Das Comiskey Park Stadion in Chicago als Stätte der legendären Disco Demolition Night 1979, in der sich homophobe Rock-Musik gegen sexuell andersdenkende Tanz-Subkulturen durchsetzte, die aber dann im Underground ganz neue Blüten hervortrieben. St. Louis, Missouri – vom syncopated Ragtime- und Blues- Komponisten W.C. Handy über Chuck Berrys hypnotische Riffs bis zu Miles Davis und seinen ozeanisch fließenden Jazz-Entwürfen. Dislozierte Musik nach der Abschaffung der Sklaverei. Desweiteren: Minneapolis, Minnesota, – Bob Dylans Studentenbude/Princes Paisley Park Studio. Auch: Die nächtlich über den Clubs von Baltimore in der Luft stehenden Hubschrauber der Kriminalpolizei. Wie in dem Stadtteil Watts (Los Angeles) um den griechischen Gemischtwarenladen der Eltern von Johnny Otis ein schwarzes Ghetto heranwuchs, woraufhin sich Otis zu einem Afroamerikaner wandelte. Andere historische Städte bzw. Zentren wie Aachen, Turin oder St. Petersburg liegen bei dieser Produktion ebenso auf der anvisierten Landkarte. Die Arbeit soll prozessual vor sich gehen, die Aneignung von Wissen sich im musikalischen Fortgang produktiv niederschlagen.
Thomas Meinecke, geb. 1955 in Hamburg. Schriftsteller, Journalist, Musiker, Hörspielautor. Seit 1998 gemeinsame BR-Hörspiele mit Move D, u. v. a. Freud´s Baby (1999), übersetzungen/translations (2007, Karl-Sczuka-Preis für Radiokunst 2008).
Move D alias David Moufang, geb. 1966 in Heidelberg. Musiker, Studiobetreiber und DJ. 1990 Gründung des Labels Source. BR-Hörspiel Tonspuren 1-10 (2003/2004).
📥
Link zum Download
...