⏰ 63 Min.
🎬 Regie:
Rudolf Christoph
Technische Realisierung:
Jutta Kaiser,
Margot Etzold
Regieassistenz:
Irene Fischer
🛠 Bearbeitung:
Peter Groslicki
🎼 Musik:
Reiner Bredemeyer
🎤 Mit:
Norbert Christian,
Brigitte Krause,
Margit Bendokat,
Waltraud Kramm,
Winfried Wagner,
Reimar Johannes Baur,
Dieter Mann,
Horst Preusker,
Wolfgang Brunecker,
Johannes Maus,
Werner Kamenik,
Joe Schorn,
Hans Ohloff,
Guido Matschek,
Maximilian Larsen,
Horst Gel,
Peter Goslicki
Der reiche, aber politisch nur wenig befähigte Fabrikant Russek setzt seinen ganzen Ehrgeiz daran, in den Reichstag gewählt zu werden. Er laviert zwischen Konservativen, Nationalliberalen und Sozialdemokraten, deren Vertreter ausnahmslos um persönlicher Vorteile willen Russek ihre Unterstützung und ihre Stimme bei der Wahl anbieten: Der Führer der Rechten, Graf Rheydt, will seinen Sohn mit Russeks Tochter Luise verheiraten, um sich finanziell zu sanieren. Grübel, der die Liberalen vertritt, wirbt ebenfalls um Luise, von der er auch wiedergeliebt wird, und Redakteur Bach von der "Volksstimme" - der nach einer verpatzten Wahlversammlung für Russek Propaganda macht und dabei vor keiner Tatsachenverdrehung zurückschreckt - hat Absichten auf Russeks Frau. Seidenschnur, ein Rivale, der Russek Geld schuldet, scheidet gegen das Versprechen, dass ihm seine Schulden erlassen werden, aus dem Wahlkampf aus.
Russek opfert alles seiner Besessenheit, die auf das spezielle Ziel, den "Gewinn der Wahl", gerichtet ist. Es gibt keine Überzeugung, die er nicht auf der Stelle aufzugeben bereit wäre, wenn es um das Erreichen seines Ziels geht, es gibt kein "Wahlgeschenk", das er nicht machen würde, selbst wenn es sich dabei um Frau und Tochter handelte. Zuletzt versucht er, dem Wahnwitz nahe, sich auch noch Gott zu verbünden, will er doch keine Möglichkeit zum Sieg ungenützt lassen: "Ich glaube an dich, Gott!" brüllt er. "Ehrenwort!" Endlich, als Geschrei von draußen den Sieg verkündet, bricht er "von Heulen und Lachen geschüttelt" in einem Stuhl zusammen.
Carl Sternheim war ein sozialkritischer expressionistischer Dramatiker und Erzähler. Er wurde am 1. April 1878 in Leipzig als Sohn eines Bankiers geboren, der zugleich auch Theaterkritiker und Besitzer einer Tageszeitung war. Nach dem Gymnasium studierte Sternheim von 1897 bis 1902 Literaturgeschichte, Philosophie, Psychologie und Jura in München, Göttingen, Leipzig, Freiburg und Berlin. Danach war er freier Schriftsteller. Ab 1903 lebte er in München, wo er mit Franz Blei die Zeitschrift "Hyperion" (1908-1910) gründete.
Er führte ein unstetes Leben, wohnte u.a. in Königstein im Taunus, in Brüssel, Uttwill am Bodensee, Dresden und Berlin. In dritter Ehe war er mit Pamela Wedekind verheiratet. In seinen karikierenden Komödien tritt er als Satiriker der bourgeoisen Gesellschaft der wilhelmischen Zeit und der Geld-, Macht- und Ruhmsucht der Weimarer Zeit auf. Bis 1928 waren seine Stücke teilweise verboten, danach hatte er in den letzten Jahren vor 1933 noch sehr großen Erfolg in Berlin. Sternheim starb am 3. November 1942 in Brüssel; einsam und vergessen.
Ursendung: 19.05.1973
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