Briefe, Notizen, Landkarten, aus denen ein Monolog entsteht – über die Frage, "wie jemand heute da raus kommt". Als Rolf Dieter Brinkmann Ende November 1972 für einige Wochen nach Longkamp, ein Dorf im Hunsrück, zieht, ist seine Flucht aus dem Lärm der Stadt zugleich ein Abschied vom Glauben an die Rebellion, an Pop und Untergrund. Auf der Suche nach einem ruhigen Ort für sich und nach dem Leben, das bisher immer woanders ist, zieht er in die alte Mühle. Er hört auf zu rauchen und nimmt ab, aber seine Verunsicherung und der Druck, der auf dem Schreiben lastet, bleiben. Die entstehenden Texte sind angefüllt mit Reflexionen über die Vergangenheit, über seine Beziehung, über Köln, die Menschen dort – und vor allem über die eigenen Voreingenommenheiten, sein verkrampftes Verhalten, das Gefühl, eingesperrt zu sein, sich nicht mehr entspannen zu können: "Ich bin nicht da, wo ich bin!" Dem "Grauen vor dem Muff der Dinge" setzt Brinkmann Konzentration als Methode der Selbstbefreiung entgegen: Fakten statt Bedeutungen, Tun statt Dahocken.
Rolf Dieter Brinkmann, geb. 1940 in Vechta, Unfalltod 1975 in London. Schriftsteller und Übersetzer. Hörspiele, u. v. a. Schnitte (BR 1995), To a world filled with compromise we make no contribution (BR 1996), The Last One (BR 1997), Wörter Sex Schnitt. Originaltonaufnahmen 1973 (BR/intermedium rec. 2005).
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