Berlin, Anfang des 20. Jahrhunderts. Dargestellt wird eine Episode aus dem Leben des Dichters Paul Scheerbart, der Zeit seines Lebens um Anerkennung rang. Das Ziel der bürgerlichen Existenz: Geld, will er erreichen mit dem Gestus des Bohemiens, der Ablehnung der bürgerlichen Existenz. Auf die Spitze treibt er diese paradoxe Methode bei dem Projekt einer Lügenzeitung. 1914, inmitten der nationalistischen Euphorie zu Beginn des Ersten Weltkrieges tritt er in den Hungerstreik gegen den Krieg. Anlass, sich noch einmal seiner verzweifelten und gleichzeitig tragischen und lächerlichen Versuche zu erinnern, als Künstler und Mensch in der bürgerlichen Gesellschaft Fuß zu fassen. Paul (Karl Wilhelm) Scheerbart, (auch: Kuno Küfer), (8.1.1863, Danzig - 15.10.1915, Berlin), wollte Missionar werden, wandte sich dann aber der Philosophie, der bildenden Kunst und schließlich der Literatur zu. Ab 1885 schrieb er Kunstkritiken für verschiedene Zeitungen. 1892 gründete er in Berlin den Verlag deutscher Phantasten, er war zeitlebens Außenseiter und schloss sich keiner gängigen Kunstrichtung an. Seine Bücher illustrierte er selbst. Die Expressionisten und Dadaisten ließen sich von ihm beeinflussen. Mit seiner Vorstellung von der Veränderung des Theaters hatte er Einfluss auf die Theaterkonzeption Alfred Jarrys.
Holger Jackisch (1959-2001) studierter Bauingenieur und Absolvent des Leipziger Literaturinstituts, publizierte in den 80er Jahren Gedichte, Erzählungen und Hörspiele und gehörte im Herbst ´89 zu den Gründern und ersten Redakteuren der legendären Leipziger DAZ ("Die andere Zeitung"). Seit 1992 arbeitete er bis zu seinem frühen Tod für den Mitteldeutschen Rundfunk. Zunächst als freier Autor, später als Redakteur und Leiter der Feature-Abteilung.
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