Das ist doch kein Leben. DAS IST DOCH KEIN LEBEN!´ Ja genau. Knapp zehn Jahre sind vergangen, seit HEIDI HOH ihre Verzweiflung in den Äther geschrieen hat. In der Zwischenzeit haben sich die Verhältnisse nicht gebessert. Im Gegenteil.
´Ich will das hier nicht aus Liebe machen! Und wenn ich mich so umsehe, dann wird mir klar, ich kann das auch nicht wegen Geld machen. Also weshalb mach´ ich das dann?´ Die un(ter)bezahlten Praktikanten in ihren prekären Arbeitsverhältnissen mit der Hoffnung auf den Traumjob sind ratlos. Es gibt da jetzt eine Petition im Netz und eine Anhörung im Bundestag. Aber wer spricht denn dann eigentlich für wen? Und vor allem - was bleibt dabei im Dunkeln?
Expertenmeinung: Hörspiel des Monats April 2007, Begründung der Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste:
´Pollesch macht kurzen Prozess und schlägt die Medienwelt mit ihren eigenen Waffen. 41 Minuten genügen dem Zeitpulsmesser, um ihre Phrasen durch den Shredder zu jagen. Manche Sätze kriegt sein zynisches Sperrfeuer aber nicht klein: "Ich bin doch grundsätzlich aufgefordert, so zu kommunizieren wie ich kommuniziert werde, sonst versteht kein Schwein was." Oder:"Das Geld wäre so schön, wenn da nicht dieser abgeschmackte Kapitalismus wäre, der immer nur Liebe will." Sätze wie "Gorillas, die wir nicht vergessen werden."
Polleschs Hörspiel handelt davon, dass Lügen wichtiger sind als die Wahrheit, weil wir in Wahrheit alle belogen werden wollen. Es gibt einen glitzernden Strudel falscher Glücksversprechen, aber keinen Plot: "Du bist immer im Vorteil, du erzählst dir nichts." Der Praktikant wird konsequenterweise gar nicht dargestellt, er ist von Anfang an tot. Die Frage nach dem "wirklich gelebten Leben" löst sich in hektischer Rede und Widerrede der drei Frauenstimmen auf. Alles ist gleich gültig in einer Welt, in der Angst nicht mehr Bedeutung hat als die Bestellung von 30 Plasmafernsehern im Internet.
Die ARD-Hörspieljury empfiehlt dem Deutschlandfunk, das Hörspiel gleich zweimal hintereinander zu senden, um Polleschs rasant-surrealistischen Wörterschwurbel bei den Rezipienten nachhaltig wirken zu lassen.´
´Tod eines Praktikanten´ wurde zum Hörspiel des Monats April 2007 gewählt.
hoerspielTIPPs.net:«Tja, gut gemeint, ist nicht gut gemacht bzw. ein ausgezeichnetes Hörspiel, ist noch lange kein empfehlenswertes Hörspiel. Sicherlich kann man hier in punkto Innovation und künstlerischem Anspruch einiges an Pluspunkten sehen. Ich vermute jedoch, dass die meisten Hörer mit Poleschs Darstellungsform ihre Schwierigkeiten haben werden.
Das ständige Geschwafel, in dem sich die Inhalte gut zu verstecken wissen, ist leider einfach zu nervig, selbst wenn man es nach rund vierzig Minuten ausgestanden hat.
Schade, denn Polleschs künstlerische Absichten sind durchaus beachtenswert. Doch mit dieser Umsetzung kann er diese nicht wirklich gut promoten.»
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