Nach dem 3. Oktober 1990 ist Deutschland ein einziger Transitraum. Im Westen ändert sich scheinbar nichts. Im Osten bricht scheinbar alles zusammen. Das Radio berichtet kontinuierlich: Erich Honecker flieht nach Moskau, Schalck-Golodkowski lebt am Tegernsee, Detlev Rohwedder wird ermordet. Erregte Debatten im Bundestag, immer mehr Arbeitslose in den fünf Neuen Ländern, Giftstoffe in der Elbe, Kilometer Stasiakten, Gewalt gegen Ausländer in Hoyerswerda. Und während die Ölquellen in Kuweit brennen, rufen die Menschen plötzlich nicht mehr "Helmut Helmut" sondern "Lügner Lügner". "Transitraum" ist eine Recherche in unserem Gedächtnis, eine Montage aus Archiv-Material mit Wetter, Musik und Nachrichten.
Marianne Weil, 1947 in Darmstadt geboren. Studium, u. v. a. der Literaturwissenschaft in Marburg und Berlin, wo sie seit 1969 lebt. Rundfunkarbeiten über Literatur und Kabarett, u. v. a. "Keine Mündigkeit vorschützen" (SR 99). Sezierte, inszenierte und montierte in zahlreichen Stücken die Rhetorik des Kalten Krieges. Zuerst in der O-Ton-Collage "Dem (d)eutschen (V)olke" (SR/SFB 95), die mit dem "Lautsprecher" der Akademie der Künste Berlin ausgezeichnet wurde. Zuletzt in: "Wilde Tiere in Berlin" (DKultur 09).
Ursendung: 03.10.2012
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 03.10.2023
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