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Ulrike Maria Stuart

ein Hörspiel von Elfriede Jelinek, BR 2007


⏰ 174 Min.

🎬 Regie: Leonhard Koppelmann

Ein Königinnendrama: Der Konkurrenzkampf zweier Frauen, der zwei Geschichten und zwei geschichtliche Zeiten miteinander verbindet und verwebt. In ihrem jüngsten Stück verschränkt Elfriede Jelinek Schillers Heroinen Maria Stuart und Königin Elisabeth eng mit der jüngeren deutschen Geschichte. Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin ringen erbittert miteinander um eine Generallinie. Dieser Auseinandersetzung steht ein ausufernder Streit der Schottin Maria Stuart mit der rigiden englischen Königin gegenüber. Ulrike Meinhof/Maria Stuart und Gudrun Ensslin/Elisabeth I. fechten Zweikämpfe aus, in denen nicht länger Figuren, sondern Produkte von Ideologien aufeinanderprallen. Es geht um das Innerste und um das Äußerste der Wahrheit, um den politischen Glauben - und um weibliche Macht. Während die Königinnen diese mittels Geburt besitzen, benötigen die RAFlerinnen Gewalt, um sie zu erringen. Sie maßen sich an, nicht bloß an der eigenen Geschichte schreiben zu wollen - im Glauben freilich, das Volk verpflichte sie hierzu. Der Wahn, der aus der Selbstüberschätzung als antibürgerliches, revolutionäres Subjekt resultiert, macht sie blind für die Bedürfnisse der anderen, aber auch für die eigenen. Auf erschreckende Weise - zuweilen aber auch komisch bis ins Groteske - kämpfen die Rivalinnen um die Macht und um den Geliebten Baader/Leicester.
Mit ´Ulrike Maria Stuart´ setzt Elfriede Jelinek ihr System der Montage widerstrebender Textmaterialien fort. Sie schafft aus der gebundenen Sprache Schillers, zeitgeschichtlichen Anspielungen und Zitaten aus dem Deutschen Herbst ein sprachlich dichtes Geflecht, in dem sich Erotik und Politik durchdringen. In einem Spiel des permanenten Verbergens und Herzeigens stellen sich Projektionsflächen der Figuren her, die eigene Befindlichkeiten ebenso einschließen wie das Mythische und dessen Dekonstruktion.
Nach dem Schafott scheint der Kampf für die Revolution erloschen. Was schläft seitdem in unserer Gesellschaft? Schläft es wirklich? Das Unerlöste ist und bleibt unsere eigentliche Geschichte.

Der Hörspielregisseur Leonhard Koppelmann über ´Ulrike Maria Stuart´: ´Elfriede Jelinek hat eine Bombe aus Worten gebastelt: In einem schillernden Gefäß aus Jamben und Trochäen hat sie Ulrike Meinhof und Maria Stuart zusammengerührt. Sie hat die Bauanleitung des Deutschen Herbstes hervorgekramt und ein hochexplosives Gemisch aus Geschichte und Ideologie destilliert. Der Zeitgeist ist ihre Lunte. Zuletzt hat sie uns ein Päckchen Streichhölzer in die Hand gedrückt - und wir konnten nicht widerstehen.´

Elfriede Jelinek lässt ihre Figuren Ulrike Meinhof/Maria Stuart und Gudrun Ensslin/Königin Elisabeth I., wie sie es beschreibt, ´mit sich selber den Boden aufwischen, auf dem sie nicht stehen können, denn sogar der ist ja schief, sie krallen sich an, fallen aber doch immer wieder runter und werden im Lauf der Handlung nicht reiner, sondern dreckiger. Die Figuren können mit allem, was sie haben, aufeinander losgehen, vor allem mit sich selbst.´



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