20. Juni 2003: Einige hundert Seemeilen südlich von Neufundland prallt die Bremer Holzyacht "Monsun" während einer Nordatlantik-Regatta bei starken Sturmböen auf einen unbekannten Gegenstand und schlägt Leck. Der schrille Ton der Alarm-Anlage warnt, dass weitaus mehr Wasser ins Schiff eindringt, als die Pumpen wegschaffen können. Die Segler, vier Männer und zwei Frauen, setzen das Notsignal Mayday ab. Nur mit äußerster Mühe gelingt es ihnen, in die Rettungsinsel zu steigen, eng aneinander geschmiegt, treiben sie stundenlang auf dem Ozean. Die sechs hoffen, dass jemand zu ihrer Rettung unterwegs ist. Sie haben Glück. Es ist Tag und ihre Insel schwimmt im warmen Golfstrom, ihr Ruf wird gehört. Mechthild Müser hat die Überlebenden interviewt. Das Originaltonmaterial haben der Regisseur Ulrich Lampen und der Komponist Hans Platzgumer konfrontiert mit Textauszügen aus einem Handbuch für Seefahrt und Victor Hugos Roman "Die Arbeiter des Meeres" (1866): Orkan, Wind und Wasser sind hier als archaische Erschütterungen, als Schicksalsmächte der Natur gestaltet, mit denen der Mensch zu ringen hat. Die Sprachströme fließen über der Musik zusammen, im Rhythmus von Ein- und Ausatmen, im Wechsel von Spannung und Brechung.
Mechthild Müser, 1950 in Hamm/Westfalen geboren, ist Soziologin mit Schwerpunkt Entwicklungspolitik. Seit 1980 ist sie freie Journalistin in der ARD. Sie ist Autorin zahlreicher Features.
Ursendung: 10.06.2005
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