Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg eine Sammlung mit Bildern und Bastelarbeiten von Patientinnen und Patienten angelegt. Von 1919 bis 1922 wurde sie von Hans Prinzhorn betreut. Dieser ging auch andere Kliniken in ganz Deutschland um solche Werke an und vergrösserte die Sammlung enorm. Und er erhielt nicht nur bildnerische, sondern auch schriftliche Arbeiten, schockierende, bewegende, manchmal durchaus auch amüsante Botschaften schizophrener Menschen. So schrieb ein Patient die ganze Weltgeschichte auf, weil diese seines Erachtens bewies, dass er von den Angehörigen um sein Taschengeld geprellt wurde. Und eine Patientin hinterliess als einzige Lebensspur ein reich verziertes Blatt mit der "Bitte um ein Stück Kuchen". Anfangs der 80er Jahre wurde auf dem Dachboden der Heidelberger Klinik ein Berg von Heften, Kladden und beschriebenen Einzelblättern gefunden. Es waren besagte Texte zahlloser Patientinnen und Patienten. Herbert Fritsch spielte damals in den Ensembles der Theater von Heidelberg und Basel. Er erfuhr von dem Fund. Zusammen mit Claude Pierre Salmony erarbeitete er eine mehrteilige Serie, die jetzt zu einem "akustischen Spaziergang" durch die ganz spezielle Welt der Schizophrenen verdichtet wurde.
Hans Prinzhorn, geboren 1886 in Hemer (Westfalen), studierte Kunstgeschichte und Philosophie und anschliessend in England Gesang. Während des Ersten Weltkriegs assistierte er einem Feldchirurgen und absolvierte eine medizinische Ausbildung mit psychiatrischer Spezialisierung. 1919 wurde er Assistent an der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg und betreute dort eine Sammlung von Kunstwerken psychiatrischer Patienten. 1922 veröffentlichte er sein epochales Werk mit dem Titel "Bildnerei der Geisteskranken". 1925 eröffnete er eine Praxis in Frankfurt a. M. Weiteren Publikationen war kein Erfolg mehr beschieden, und auch seine Hoffnung auf einen Lehrstuhl an einer Universität blieb unerfüllt. Zudem scheiterten drei Ehen. Prinzhorn zog sich zurück und verfasste ab 1930 eine Reihe von Artikeln über den Nationalsozialismus, dem er positiv gegenüberstand. Er starb 1933 in München.
Herbert Fritsch, geboren 1951 in Augsburg, absolvierte seine Schauspielausbildung an der Otto-Falkenberg-Schule in München und spielte danach an verschiedenen grossen Bühnen. Er war seit Beginn der 1990er Jahre bis 2007 an der Berliner Volksbühne tätig. Parallel zu seiner schauspielerischen Arbeit ist Fritsch als Regisseur, Photograph und Zeichner tätig und realisiert multimediale Projekte. Er lebt in Berlin.
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