""Herr Pigozzi hatte in der Zeitung von einem ostdeutschen Maschinenbauingenieur gelesen, der 1976 aus Teilen alter Autos ein kleines Motorflugzeug zusammengebaut hatte und, die Grenze überfliegend, nach Westdeutschland geflohen war ... Da Herr Pigozzi einen alten Fiat besaß und sich weder mit seiner Frau noch mit seiner Tochter verstand, liebäugelte er schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken, eines schönen Tages davonzufliegen ..." - "Ein Bauer, der als Pächter mit seiner Mutter in einem Haus nahe bei der Landstraße in einem Bergtal lebte, verbrachte seine Tage hinter einer Hecke versteckt, weil er sich vorstellte, dass es die Ärzte auch so machten. Sobald er jemanden vorbeigehen sah, schoss er mit einem Satz hervor und wollte ihm den Blutdruck messen ..." - So geht es zu in "Kurze Lebensläufe der Idioten", dem wohl närrischsten und heitersten Buch des emilianischen Erzählers. Ein Monatskalender mit je einem seltsamen Heiligen für jeden Werktag und einem außergewöhnlichen Selbstmord für jeden Feiertag. Julian Klein, der mit dieser hr-Produktion seine dritte Regiearbeit abliefert, sagt zu dem Text: "Cavazzoni gelingt es mit seinen skurrilen Figuren, unsere ganz alltäglichen Probleme mit dieser Welt zuzuspitzen - sehr lebendig und zugleich so umwerfend lakonisch, dass es unmöglich ist, diese Idioten für verrückt zu halten.""
Ermanno Cavazzoni, geboren 1947 in Reggio Emilia, lebt heute in Bologna. Sein Roman "Gesang der Mondköpfe" wurde von keinem geringeren als Frederico Fellini verfilmt.
Ursendung: 12.12.2001
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