Im Jahre 1500 wurde Brasilien für die portugiesische Krone in Besitz genommen. In den folgenden Jahrhunderten - 1889 wurde das Land Republik - bedienten sich die Kolonisatoren aus seinen Vorräten: sie schleppten schwarze Sklaven, Europa, das Christentum nebst Barock ins Land, sie schleppten Gold, Diamanten, Kaffee heraus. Die heutige "Republica Federativa do Brasil", 34mal größer als die Bundesrepublik, ist der fünftgrößte Staat der Welt. Weitere Superlative: größter Kaffeeproduzent, mächtigstes Flußgebiet der Erde, bevölkerungsreichstes katholisches Land. Auch die Armut weist hier riesenhaft Dimensionen auf. Im Bewußtsein des Durchschnittseuropäers allerdings schrumpft dieses Riesenreich, in dem sich indianisches, europäisches und afrikanisches Erbe vermischt hat, meist auf Kreuzworträtsel-Begriffe zusammen: Rio, Karneval, Zuckerhut, Amazonas, Samba. Einige Wochen lang hat Matthias von Spallart Brasilien bereist, in Bussen, eingekeilt zwischen lärmenden Fußballfans, auf Booten mit schweigsamen Indios. Er hat gesehen, wie der Urwald "umgelegt" wurde, und afro-amerikanische Kulte beobachtet. Wichtigstes Gepäckstück: ein Tonbandgerät mit Kunstkopfmikrofon. Seine akustischen Impressionen bringen dem Zuhörer mit Hilfe der Kunstkopftechnik eine Fremdartigkeit nahe, die mit "Exotik" nichts zu tun hat.
Matthias von Spallart, 1943 bis 1981, war Schauspieler, Radioautor und -regisseur. Er nahm sich während der Fertigstellung von "Brasil!" in einem Wald bei Basel das Leben.
Ursendung: 28.01.1982
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