Eine Bahngleislandschaft irgendwo im Nirgendwo. Vögel zwitschern, Grillen zirpen, dazu ein zaghaftes, monotones Trommeln. Es verstummt für einen Moment, kurz darauf setzt es wieder ein. So geht das eine Weile. Jana fängt an, auf den Gleisen zu balancieren.
Tobi Was soll das werden?
Jana Siehst du doch.
Tobi Balancieren auf den Gleisen? Du kommst auf Ideen. Du brichst dir noch den Hals.
Jana So ein Unsinn. Hast du schon mal nachgedachtdarüber?
Tobi Worüber?
Jana Wie es ist, wenn man tot ist.
Tobi Ich weiß nicht.
Jana Ich glaube, es ist so, als würde man ganz tiefschlafen.
Tobi Wenn du meinst. Aber wer weiß, ob nicht dochein Zug kommt. Besser, du gehst runter vonden Gleisen.
Jana und Tobi treffen sich zufällig in einem Schrebergarten. Eher beiläufig erzählen sie einander Dinge, die sie noch keinem gesagt haben. Aus schierer Langeweile wird ein Nachmittag voller Poesie. Wie macht man das, was man verloren hat, wieder lebendig?
Jörg Wolfradt, geboren 1960 in Essen, lebt als Autor in Köln. Er promovierte in Bielefeld über Franz Kafka und arbeitet als Lektor. Daneben langjährige Dozententätigkeit im Bereich Dramaturgie, Lesungen, Workshops und Seminare fürKinder und Erwachsene.
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