Sie war die Senkrechtstarterin der österreichischen Literatur. Mit ihrem Debutroman "Wie kommt das Salz ins Meer" landete die damals 28-jährige Oberösterreicherin Brigitte Schwaiger einen Sensationsbestseller, der sich allein im deutschsprachigen Raum hunderttausendfach verkaufte.
-Das Buch hatte offensichtlich den Nerv seiner Zeit getroffen. Es erzählt die Geschichte einer jungen Frau, irgendwo in der österreichischen Provinz, die von Kindesbeinen an vor allem eines lernt: Sich selbst zu verleugnen um den Normen und Erwartungen einer bigotten, repressiven bürgerlichen Gesellschaft zu entsprechen. Eine frühe Heirat führt keineswegs zur Befreiung, sondern steigert das Gefühl der Fremdbestimmung nur. "Ich bin nicht ich", sagt die namenlose Ich-Erzählerin, "ich bin Rolfs Frau". Es folgen eine Affäre, eine Abtreibung, Depressionen und schließlich die Scheidung. Eine Abfolge von Dramen und Schicksalsschlägen, von denen auch die Autorin selbst nicht verschont geblieben ist. Zunächst als literarisches Wunderkind gefeiert landete sie später, von Depressionen und Selbstmordabsichten gequält, in der Psychiatrie. Im Juli 2010 wurde Brigitte Schwaiger tot in einem Nebenarm der Donau aufgefunden.
Die österreichische Autorin, Regisseurin und Hörspielmacherin Elisabeth Putz hat Brigitte Schwaigers düsteren Erfolgsroman für das Radio bearbeitet und als Hörspiel inszeniert. Eine Untersuchung, die zeigt, dass die Thematik keineswegs in ihre Entstehungszeit zurückverwiesen werden kann. Mehr als drei Jahrzehnte nach Erscheinen des Romans entfalten die Mechanismen von Selbstverleugnung, Repression und Unterdrückung nach wie vor ihre unheilvolle Macht. Auch wenn die von Brigitte Schwaiger dargestellte Provinz ohne Frage heller und freundlicher geworden ist.
Ursendung: 27.11.2012
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