Paris um 1900: Im Zimmer Nr. 7 des kleinen Hotels Stevens erhängt sich ein Handlungsreisender aus der Schweiz. Sieben Tage später nimmt sich in diesem Zimmer ein Artist aus Deutschland das Leben. Auch er stranguliert sich mit der Gardinenschnur am Fensterkreuz. Die Polizei findet weder Spuren noch Abschiedsbriefe. Auf Weisung des Kommissars bezieht ein Schutzmann die Nummer 7. Auch er wird tot am Fensterkreuz gefunden. Bracquemont, Student der Medizin, glaubt, für die tragischen Vorgänge eine Erklärung zu haben. Er bezieht als nächster Gast das Zimmer. Seine Beobachtungen notiert er in einem Tagebuch.
Hanns Heinz Ewers (1871-1943), Autor von Prosa, Drehbüchern und satirischen Texten. Sein Bestseller "Alraune" (1911) wurde mehrfach verfilmt. War ein früher Parteigänger der NSDAP, 1932 erschien der Propagandaroman "Horst Wessel". 1934 folgte ein Publikationsverbot und Ewers war nicht mehr erwünscht.
hoerspielTIPPs.net:«Hanns Heinz Ewers gehört zu den Autoren, die etwas aus dem Fokus der öffentlichen Wahrnehmung geraten sind. Das mag auch an seinem zweifelhaften Umgang mit dem Naziregime liegen, der seine Biografie doch negativ prägt. Sein schriftstellerisches Talent ist allerdings nicht zu bestreiten. Mit "Die Spinne" hat Ewers eine Schauergeschichte geschaffen, die diesem Genre mehr als würdig ist. Eine - zumindest zum damaligen Zeitpunkt - höchst originelle, aber auch extrem böse Geschichte, die sich angenehm von den damaligen Genregewohnheiten abgrenzt.
Die Hörspielfassung hat die Schwierigkeit, dass der Großteil der Geschichte aus Tagebucheinträgen besteht, die man nicht in Dialoge umsetzen kann. Man löst dies, in dem man die Figur des Bracquemont beim Schreiben der Zeilen darstellt. Daher lastet hier viel auf den Schultern der Rolle, und somit auf derer Markus Meyers. Dem gelingt hier eine wirklich eindrucksvolle Performance. Er schafft mühelos den Wechsel vom naiven Draufgänger zum ängstlichen und in den Wahnsinn getriebenen Gefangenen. Eine grandiose Leistung. Die restlichen Figuren finden sich in absoluten Nebenrollen wieder, dennoch hat man sie sehr prominent und qualitativ gut besetzt.
"Die Spinne" hat sich schon in der Version von Titania Medien als packende Geschichte präsentiert, die Fassung des DLR steht dem in Nichts nach. Wirklich schaurige Geschichten sind leider eher Mangelware, um so schöner, wenn es denn welche gibt, dass sie so erstklassig erzählt werden.»
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Ursendung: 23.05.2011
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