Lisa Fittko (1909–2005), entstammt dem deutschsprachig-böhmischen Judentum und wuchs in Wien und Berlin auf. 1933 musste sie Deutschland wegen ihrer politischen Untergrundarbeit verlassen und floh nach Prag, wo sie ihren Mann Hans Fittko kennenlernte, der im kommunistischen Widerstand aktiv war. Als die Deutschen seine Auslieferung verlangten, flohen beide nach Paris. Dort wurde sie 1940 als "feindliche Ausländerin" in dem berüchtigten Lager Gurs interniert. Sie entkam und floh gemeinsam mit Hans, weil sie keine gültigen Papiere hatten, an die französisch-spanische Grenze. Dort stand plötzlich Walter Benjamin vor der Tür. Fittko hatte Walter Benjamin über die Pyrenäen geführt und später – unter Einsatz ihres Lebens – weit mehr als hundert anderen Verfolgten die Flucht vor den Nazis ermöglicht. Im Jahr 2000 hat sie sich vor der Filmkamera in einem mehrstündigen Interview noch einmal an all das erinnert. In der daraus für das Radio produzierten O-Ton-Collage erzählt sie uneitel und bisweilen mit einem dem Leid abgetrotzten Humor von dem, was sie für das "Selbstverständliche" hielt: gegen die Nazi-Barbarei Widerstand zu leisten und Menschen zu retten.
Michael Farin, geb. 1953, Autor und Verleger. Hörspiele, u. v. a. Das Warheads-Oratorium (mit Romuald Karmakar, BR 1997), Amokkopf (HR 2001), Der innere Turm (BR 1996). Katrin Seybold (1943–2012), Filmemacherin. Filme, u. v. a. Es ging Tag und Nacht, liebes Kind (1982), Nein! (1998).
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