AMERIKA! DU VIELGEPRIESENES PARADIES DER GEGENWART
Eine Collage mit Textenvon Albert Heim, Maxi Obexer, Peter Gürth und anderen
"Das Schiff, das mich in die Neue Welt trug, war von Besuchs- und Geschäftsreisenden und von Auswanderern überfüllt. Es waren alle denkbaren Stände vertreten: Tiroler Holzhauer, Industriearbeiter, Handwerker, Landwirte, Chemiker, Techniker, Ingenieure, Kaufleute, Ärzte, Künstler, Lehrer und Gelehrte, sowie Kinder, Mädchen und Frauen. In der ersten Klasse ging´s hoch her. Die Lustbarkeiten nahmen kein Ende. Es wurden sogar Maskenbälle veranstaltet. Im Zwischendeck pfiff ein anderer Wind. Man war auch da vergnügungssüchtig.Hier fehlte jedoch das Geld. Die große Masse entschädigte sich mit Schimpfen auf die Heimat."
Mit galligem Humor erzählt Albert Heim, wie er durch seine ernüchternden Erfahrungen in Argentinien zum Amerika-Skeptiker geworden ist. Am Ende steht die schiere Desillusionierung: Die Neue Welt kann der alten Heimat in vielerlei Hinsicht nicht das Wasser reichen. Durchbrochen und ergänzt wird dieser bisweilen sehr ironische Monolog durch die Stimmen von Schriftstellern, die sich mit dem Begriff Heimat auseinandersetzen. Dazu zählen die Südtirolerin Maxi Obexer und der schwäbische Mundartautor Sebastian Blau. Der Landeskundler Peter Gürth berichtet von den Hintergründen der über Jahrhunderte hinweg nie versiegenden Auswanderungswelle. Badener und Württemberger als mitunterstrauchelnde Migranten – etliche der damaligen Zeitgenossen aus Heims Dorf haben heute Nachfahren in Chicago und Buenos Aires. Darunter sind einige Verwandte, unter anderem eine Urgroßnichte von AlbertHeim.
Albert Heim, geboren am 24. Oktober 1892 in Sulgau/ Schwarzwald als eines der vierzehn Kinder einer aufstrebenden katholischen Bauernfamilie, lebte nach dem Zweiten Weltkrieg in Alpirsbach und verunglückte in den späten 50er Jahren bei Schiltach. 1926 veröffentlichte er, zunächst im Selbstverlag, "Amerika – Das Paradies der Gegenwart". Der satirische Ratgeber für Ausreisewillige wurde zu einem Erfolg.
Maxi Obexer, geboren 1970 in Brixen/ Südtirol, lebt als Autorin dort und in Berlin. Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie und Theaterwissenschaft in Wien und Berlin. Sie schrieb neben Theaterstücken und Hörspielen ("Die Liebenden", "Das Geisterschiff") den Roman "Wenn gefährliche Hunde lachen" (2011). Für ihre Arbeiten erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien, u. v. a. vom Literarischen Colloquium Berlin, von der Akademie der Künste sowie der Akademie Schloss Solitude.
Peter Gürth, geboren 1934 in Falkenau an der Eger, heute Tschechien. Er studierte Forstwissenschaft in Freiburg und Hannoversch-Münden. Verfasste neben Wanderführern mit landeskundlichem Hintergrund den Bildband "Alte Heimat, Neue Welt –Nordamerika-Auswanderer aus Baden und Württemberg".
Ursendung: 29.11.2014
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