Die Dirne vergnügt sich mit dem Soldaten, der danach zu dem Stubenmädchen geht. Sie unterhält ihrerseits heimliche Schäferstündchen mit dem jungen Herrn, dessen Verhältnis eine junge Dame ist. Deren Ehegatte trifft sich heimlich mit dem süßen Mädel, welches wiederum ein Verhältnis mit einem Dichter hat, der sich gerne einmal einer Schauspielerin widmet. Sie verführt wiederum einen Grafen, der sich schließlich zur Dirne begibt. In zehn Dialogen zwischen Personen aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten lässt Schnitzler seine Figuren aussprechen, was sie vor und nach der intimen Umarmung bewegt. Dennoch ist der Reigen ganz gewiss keine Liebesgeschichte. Was die Figuren umtreibt, sind geheuchelte und echte Gefühle, Banalitäten, Sentimentalitäten und Brutalitäten. In den erotischen Begegnungen dreht sich alles um das Spiel mit der Macht, ohne Rücksicht auf den sozialen Rang. Als Schnitzler im Winter 1896/97 den Reigen schrieb und im Privatdruck herausbrachte, versah er ihn mit dem Vermerk: "Ein Erscheinen der nachfolgenden Szenen ist vorläufig ausgeschlossen." 1920, rund zwanzig Jahre später erst gelang es Max Reinhardt vom Dichter die Erlaubnis für eine Aufführung zu erhalten. Die Folge der Berliner Aufführung war ein berühmter Skandalprozess.
Arthur Schnitzler (1862–1931), Autor und Dramatiker. Weitere BR-Hörspieladaptionen, u. v. a. Fräulein Else (1949), Liebelei (1962), Leutnant Gustl (1976), Paracelsus (1979), Der einsame Weg (mit ORF/DRS, 1987).
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