Tankred Dorsts Stück spielt nachts im Heizungskeller eines noch nicht ganz fertiggestellten Hotelhochhauses. Dort nämlich haben sich nach und nach ein paar sehr seltsame Gestalten eingefunden, die offenbar für diese Nacht hier ihre Bleibe suchen. So fremd diese Menschen uns und auch sich selbst sind, so vertraut gehen sie andererseits miteinander um. Allesamt sind sie Entwurzelte, Verlorene, Unbehauste, die entweder von Erinnerungen oder von Träumen oder von erfundenen Identitäten leben. Und ob sie sich nun gegenseitig beschimpfen oder Hochachtung mimen, ob sie sich streicheln oder verletzen, sich ihre Traumgeschichten gönnen oder zerstören – immer liegt eine leicht resignierte Melancholie über den Sätzen, ein nie ausgesprochenes Wissen um die Unerreichbarkeit eines irdischen Paradieses.
Tankred Dorst, geb. 1925 in Oberlind (Thüringen), gest. 2017. Dramaturg, Schriftsteller, Regisseur, Drehbuchautor. Auszeichnung, u. v. a. Georg-Büchner-Preis (1990).
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