Es gibt ein altes chinesisches Märchen vom greisen Yü-Gung, der die Berge abtragen will, welche das enge Tal, in dem er lebt, umschließen. So will er seinen Kindeskindern ein "unbegrenztes" Leben ermöglichen. Bei den anderen Dorfbewohnern erntet er nur Hohn und Spott, doch er macht sich an die Arbeit und unternimmt das nach menschlichem Ermessen Unmögliche. Beschämt und angefeuert durch Yü-Gung tun sich die Dorfbewohner schließlich zusammen, um die Enge ihres Tals, die sie bislang als Sicherheit gewertet hatten, zu sprengen.
Rüdiger Kremer, geboren 1942 in Schwerte/Ruhr, gestorben 1999 in Bremen. Studierte Literatur- und Kunstwissenschaft, Soziologie und Publizistik in Münster und Wien, daneben Grafik und Malerei. Er war zwei Jahre Rundfunkredakteur und danach 20 Jahre freier Autor tätig. Seit 1989 Dramaturg und ab 1993 Leiter der Hörspielabteilung Radio Bremens. Er schrieb zahlreiche Bücher, Reportagen, Rezensionen, Drehbücher und etliche Hörspiele (u. v. a. für RB: "Zweite Sitzung über die Farbe des Schnees" (1978) - "Slow Motion oder die Bewegung der Bilder im Kopf" (1988) - "Pegasus oder Das Märchen vom Ende der Brettspiele" (1989) - "Libretto zu einem Klavierkonzert von Mozart" (1990).
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