Rolf sitzt im Rollstuhl, seit er bei einem Autounfall beide Beine verloren hat. In seinem Job als Werbetexter hat er Erfolg, aber mit den Frauen klappt es nicht – Rolf hatte noch nie eine Freundin. Als sein vierzigster Geburtstag vor der Tür steht, überredet ihn seine Schwester Nora, eine Kontaktanzeige aufzugeben. Die ersten Versuche sind Fehlschläge. Rolf erhält keine einzige Zuschrift und ist sicher, dass der Grund dafür in seiner Behinderung liegt. Nora drängt ihn, nicht aufzugeben. Endlich meldet sich eine junge Frau namens Martha, der die Tatsache, dass Rolf im Rollstuhl sitzt, nichts auszumachen scheint. Zwischen Martha und Rolf entspinnt sich ein E-Mail-Wechsel. Schnell begreift Rolf, dass er die Frau seines Lebens gefunden hat. Mit Martha kann er über alles reden, lachen, streiten. Er verliebt sich rettungslos in sie – per E-Mail und SMS. Als Rolf um ein Treffen bittet, weigert sich Martha. Es stellt sich heraus, dass sie nicht einmal bereit ist, mit ihm zu telefonieren. Nora rät ihrem Bruder, den Kontakt zu Martha sofort abzubrechen. Aber er kann nicht. Was sich zwischen Martha und ihm entwickelt hat, ist kein Flirt, sondern Liebe. Rolf beginnt zu recherchieren, um hinter Marthas Gründe zu kommen.
Juli Zeh, geboren 1974 in Bonn, lebt in Leipzig. Sie studierte Jura sowie Literatur am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Seit Ende 2003 Volljuristin und Doktorandin der Rechtswissenschaft an der Universität Saarbrücken. Ihr Roman "Adler und Engel" (2001) wurde zu einem Welterfolg und ist mittlerweile in 28 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien "Schilf" (2007). Juli Zeh hat für den SWR bereits zwei Hörspiele für Erwachsene geschrieben. Sie wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. v. a. mit dem Deutschen Bücherpreis (2002), dem Rauriser Literaturpreis (2002), dem Hölderlin-Förderpreis (2003) und dem Ernst-Toller-Preis (2003).
hoerspielTIPPs.net:«Mit "Blue Mountain" erzählt Juli Zeh eine sehr bewegende und dramatische Liebesgeschichte. Die Grundidee erinnert ein wenig an Daniel Glattauers "Gut gegen Nordwind", es ist allerdings aufgrund der besonderen Beziehung und Ausgangslage der Protagonisten doch deutlich tiefgründiger. Das Leben der beiden Protagonisten, Rolf und Martha, wird durch eine sich langsam aufbauende und immer wieder mit Widerständen versehene Beziehung stark beeinflusst und letztlich zu großen Teilen zerstört.
Das Hörspiel zeigt, dass neue Kommunikationsmöglichkeiten, wie Email oder SMS, eben tatsächlich Möglichkeiten sind. Hier finden sich zwei Personen, die aus unterschiedlichen Gründen, nicht den direkten Kontakt nutzen wollen und sich hinter diesen Mitteln verstecken.
Die Art, wie dies umgesetzt wird, ist gelungen. Die Inszenierung trennt hörbar zwischen realen Dialogen und der Kommikation via der diversen Medien. Das funktioniert gut, da man hier auch die Möglichkeit hat, selbst das Schweigen des Gegenübers hörbar werden zu lassen. Auch das Raffen der Dialoge, die per Email oder SMS geführt werden, funktioniert, da man durch die akustische Sonderstellung auch auf Formalien verzichten kann und die Wortwechsel als normales Gespräch wiedergeben kann.
Erzählt wird diese Geschichte aus der Sicht von Rolf, der an den Rollstuhl gefesselt ist. Seine Rolle wird großartig von Sebastian Blomberg interpretiert. Er durchleidet mit seiner Figur glaubhaft alle emotionalen Höhen und vor allem auch Täler. Vom bärbeißigen Zyniker über den verliebtem Optimisten bis zum ernüchterten Betrogenen reicht die Bandbreite, die Blomberg meistert. Auch wenn die anderen Rollen weniger Möglichkeiten bieten, besondere Leistungen zu zeigen, das restliche Ensemble überzeugt ebenfalls.
"Blue Mountains" ist ein beeindruckendes Hörspiel einer mehr als ungewöhnlichen Liebesbeziehung - Fesselnd und bewegend mit einem sehr drastischem Finale. Eine absolute Hörempfehlung!»
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