Dialog eines von einem anonymen, totalitären Staat geächteten Schriftstellers mit seinem Henker. Der Schriftsteller hat dieses Ende seit langem vorausgesehen. Er tritt dem Mann, der mit seiner Liquidierung beauftragt ist, gefasst und mit Verachtung entgegen. Wider Erwarten entspinnt sich aber ein Gespräch, in dem ihm der Henker seine Erfahrungen vermittelt. Er lehrt ihn die Demut des Sterbens und überzeugt ihn davon, dass der Geist von jenen, die den Leib töten, niemals besiegt werden kann. "Nächtliches Gespräch mit einem verachteten Menschen", geschrieben 1951, gehört zu Friedrich Dürrenmatts frühen Hörspielen. "Kurs für Zeitgenossen" nannte er es im Untertitel. Es ist darüber hinaus aber auch eine Anleitung für Dürrenmatt-Leserinnen und -Leser, in kaum einem anderen Werk begegnen wir seinem Denken in so klarer und konzentrierter Form.
Friedrich Dürrenmatt, 1921 in Konolfingen/Kt. Bern geboren, begann früh zu schreiben und zu zeichnen. 1950 erster Erfolg auf deutschsprachigen Bühnen mit "Die Ehe des Herrn Mississippi". 1956 eroberte er schliesslich mit "Der Besuch der alten Dame" die Bühnen der Welt. Im selben Jahr erhielt er für "Die Panne" den Hörspielpreis der Kriegsblinden. 1990 starb Dürrenmatt in Neuchâtel, wo er seit 1952 gewohnt hatte.
Vorstellung im OhrCast
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