⏰ 62 Min.
🎬 Regie:
Götz Fritsch
🛠 Bearbeitung:
thomas Fritz
🎼 Musik:
Jakob Ullmann
🎤 Mit:
Ernst Jacobi,
Caspar Bankert,
Hilmar Eichhorn,
Götz Schulte,
Bernhard Schütz,
Gerald Schaale,
Jörg Malchow,
Oliver Urbanski,
Mark Zak,
Jakob Köhn,
u. v. a.
Im September 1946 wird der 16-jährige Dresdner Wieland Förster verhaftet und im Dezember desselben Jahres auf der Grundlage eines Kontrollratsgesetzes zu zehn Jahren Zwangsarbeit wegen angeblichen schuldhaften Waffenbesitzes verurteilt. Im Januar 1950 wird er Dank einer Amnestie aus dem sowjetischen "Sonderlager" Bautzen entlassen. - Jahrzehnte später, Wieland Förster ist inzwischen einer der auch international angesehensten Bildhauer der DDR, suchen ihn die Bilder immer noch heim, ist der Wundschmerz nicht verstummt. Was Alptraum und Gedächtnis bezeugen, verkörpert sich, als er es schreibend zu bannen versucht, in einer szenischen Phantasmagorie, aus der es kein Entrinnen gibt. In lapidarer Sprache und bedrängender Genauigkeit beschwört er die Zelle von damals, die Mitgefangenen, die unmenschlichen Lebensbedingungen, die Folter systematischen Schlafentzugs durch die jede Nacht stattfindenden Verhöre wieder herauf. In dieser Hölle des Ausgeliefertseins offenbaren die Noch-Lebenden zwischen den Schon-Gestorbenen - ein entflohener Kriegsgefangener, ein in der Ukraine eingesetzter Landwirtschaftsführer, ein Hochstapler, ein kleiner Betrüger, ein im Suff renitenter Rotarmist - dem plötzlich unter sie gestoßenen Jungen, was Entwürdigung und Notdurft des Leibes von ihnen übrig gelassen haben: die Erbärmlichkeiten der Ohnmacht. Egoismus, Verrat und Hass: auf die Russen, auf die draußen, auf die drinnen, auf sich selbst. Sie erzählen ihre Rechtfertigungsgeschichten und kämpfen um die Hackordnung, bis der Schwächste drauf geht dabei. Und der Junge den totschlägt, der die Schuld daran hat.
Wieland Förster, geboren 1930 in Dresden, lebt als Bildhauer, Grafiker und Schriftsteller in Berlin und Wensickendorf. Zwischen 1946 und 1950 war er im Sonderlager des NKWD in Bautzen inhaftiert. In den Jahren 1968 bis 1973 verhängten staatliche Stellen der DDR ein Ausstellungsverbot gegen ihn. 1976 und 1983 wurde er mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet, seit 1978 war er Vizepräsident der Akademie der Künste. Förster veröffentlichte Reisetagebücher (gesammelt in "Die Phantasie ist die Wirklichkeit", 2000), Essays ("Einblicke", 1985), erzählende Prosa ("Die versiegelte Tür", 1982), Gedichte ("Als Fremder", 2003), sowie das Theaterstück "Die Ungleichen" ("Grenzgänge", 1995).
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