""Was mache ich mit dem Spinat im Garten? Kann man die Milch trinken? Kann man die Kinder draußen spielen lassen?" Fragen einer Frau an einem wolkenlosen Tag im Frühjahr 1986. Nicht nur die Kirschbäume im Garten sind an diesem Tag "explodiert". Im Radio kommt die Meldung von der Nuklearkatastrophe im sowjetischen Tschernobyl. Die Nachricht vom "größten anzunehmenden Unfall" erreicht die DDR-Autorin Christa Wolf in einem mecklenburgischen Dorf. Überall wird verkündet, man solle nicht im Garten arbeiten. Die Erzählerin arbeitet im Garten, genießt den Himmel – "strahlender Azur" – kocht, geht einkaufen, wie an jedem anderen Tag, und stellt sich der Frage: "Was ist an diesem Tag mit den Menschen geschehen?" In einem Erinnerungsprotokoll hält sie ihre Gedanken und Gefühle fest und ergänzt es mit dem Bericht über die ebenfalls an diesem Tag stattfindende Tumoroperation ihres Bruders."
Christa Wolf, geb. 1929 in Landsberg/Warthe, gest. 2011 in Berlin, Autorin. Romane, u. v. a. Der geteilte Himmel (1963), Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud (2010). Die Forderung der nachträglichen Aberkennung des Geschwister-Scholl-Preises 1987 für Christa Wolfs Störfall wegen der Tätigkeit der Autorin als IM der Stasi wird durch Inge Aicher-Scholl abgewehrt. Wolf veröffentlichte ihre vollständige IM-Akte über die Jahre 1959–62 unter dem Titel Akteneinsicht Christa Wolf. Zerrspiegel und Dialog. Eine Dokumentation (1993).
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