Ein langjähriger Angestellter eines großen Konzerns will bei seinem Abteilungsleiter um eine Gehaltserhöhung bitten. Bevor er jedoch eine Antwort erhält, sind einige Hürden zu meistern. Hält sich der Chef in seinem Büro auf? Hat er Zeit für den Angestellten? Versteht er dessen Bitte? Alle Variationen des Spiels "Es gibt immer zwei Möglichkeiten: Ja oder Nein", muss der Angestellte durchlaufen. Denn er lässt nicht locker. Aufgrund seiner Ausdauer fragt sich der Hörer, bekommt er sie nun, die Gehaltserhöhung, oder bekommt er sie nicht?
Den "Wucherungen" liegt ein Organigramm zugrunde, das Perec zusammen mit Raymond Queneau in der "Werkstatt für potentielle Literatur" (OULIPO) erarbeitet hat. Der literarische Text arbeitet wie ein Computerlernprogramm. Dieses formale Experiment macht die Geschichte des kleinen Angestellten ebenso unterhaltsam wie gesellschaftskritisch.
Georges Perec, 1936-82, Dokumentar und Schriftsteller, Mitglied der Werkstatt für potentielle Literatur OULIPO, zählt zu den wichtigsten frz. Nachkriegsautoren. Neben Romanen und Erzählungen auch Hörspiele (alle SR): "Die Maschine" (SR/WDR 68, auch als Hörbuch erschienen), "Tagstimmen" (71), "Konzertstück" (74), "Der Kartoffelkessel" (87), "Der Teufel in der Bibliothek" (91) sowie die Collage "Perec/grinations" (00) nach Texten von Perec.
Ursendung: 12.11.1969
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