Der 1898 erschienene Dialogroman "L‘amour en visites" kann durchaus als ein verhinderter Schnitzlerscher "Reigen" gelesen werden, der etwa zur gleichen Zeit entstand. Während sich bei Schnitzler das Karussell der Liebe durch alle Gesellschaftsschichten hindurch dreht, gerät es bei Jarry gehörig ins Stocken. Die Liebesbemühungen des jungen Lucien bei diversen Damen führen durchweg in eine Sackgasse, ob er sich an der blühenden Manette oder der erfahrenen Manon versucht, oder an der nymphomanen alten Dame, dem Dienstmädchen oder der Gräfin – immer scheitert er. Schließlich verliert er in seiner ungeschickten Überheblichkeit auch seine Verlobte. Seine unfreiwillige Abstinenz führt ihn zum Arzt, der Luciens wunderliche Lilienbestäubung als Krankheitsbild nicht so recht gelten lassen mag. Dieses spielerisch leichte Stück entfaltet seine so feinsinnigen wie doppelbödigen Dialoge zur Musik Offenbachs und mündet in einen so traumhaften wie erhellenden Dialog zwischen der Angst und der Liebe.
Alfred Jarry, 1873 in Laval/Bretagne geboren, starb 1907 in Paris mit nur 34 Jahren. Mit dem bereits im Alter von 15 Jahren geschriebenen und 1896 uraufgeführten Stück "König Ubu" landet er einen Skandalerfolg und gilt seitdem als Begründer des Absurden Theaters.
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