Auf einmal braucht er sie. Dabei haust in ihrer Beziehung seit Jahren schon der Wurm.
Immer wieder reiben sie sich aneinander: Monika und Michael, Mutter und Sohn. Immer wieder schwelen Konflikte, beständig verwehren sie einander die Zustimmung zu dem Leben, das sie jeweils führen. Er, Michael, Ende vierzig, ist erfolgreicher Werbemusiker mit allen dazugehörigen Accessoires: voller Terminkalender, dickes Konto, Luxus-Apartment in Hamburger Toplage, junge, attraktive Ehefrau und zweijähriger Sohn. Sie, Anfang 70, seinerzeit Kulturjournalistin bei linken Postillen und mit angestammter Verachtung für alles Materielle, ist ideologisch noch immer aufgerüstet bis an die Zähne, wuselt auf allen möglichen Greenpeace-, Fairtrade-Veganer-Veranstaltungen rum, eine jener kampfgestählten Idealistinnen, die nachgerade verpestet sind vom Gutmenschentum. Zwei wie Wasser und Feuer. Doch nun bleibt ihm keine andere Wahl. Zutiefst erschüttert ringt er sich dazu durch, den Dialog mit seiner Mutter zu initiieren. Eine Essenseinladung zu ihm soll die beiden Streithähne zusammenbringen. Eine Kuschelveranstaltung wird es nicht werden, eher ein schonungsloses Aug-in-Aug, eine beidseitige Prüfung, eine schon ewig aufgeschobene Konfrontation. Alte Wunden könnten aufbrechen, denkbar wäre aber auch eine Annäherung. Ausgang ungewiss.
Jan Georg Schütte, geboren 1962 in Oldenburg, studierte Philosophie, Literatur und Kunstwissenschaft, arbeitete als Fernsehreporter, Dokumentarfilmer und Schauspieler (u. v. a. am Thalia Theater) und als Dozent für Filmregie. Von 2010 bis 2014 war Schütte Direktor der Deutschen Filmund Fernsehakademie Berlin. Im Herbst dieses Jahres wechselt er an das American Film Institute in Los Angeles. Schütte liebt Versuchsanordnungen mit offenen Enden. Seine Film,- Theater- und Hörspielarbeiten erstellt er auf der Basis freier Improvisation. 2011 gewann Schütte mit dem Hörspiel "Altersglühen oder Speed Dating für Senioren" den "Deutschen Hörspielpreis der ARD". Zahlreiche weitere Preise und Auszeichnungen, u. v. a. Deutscher Kritikerpreis 1987, Adolf-Grimme-Preis und Deutscher Filmpreis.
Vorstellung im OhrCast
Ursendung: 10.05.2015
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