Paris, Nizza 1920. Der Hochstapler Henri Rilcer, genannt Fec, ist am Ende. Die Begegnung mit der Edelprostituierten Bichette, genannt "die Tigerin", stachelt ihn ein letztes Mal auf. Sie schließen einen Pakt, um sich als Paar neu zu erfinden. "Wir machen uns!" – einzige Bedingung ihrer Allianz: Sie soll ohne Liebe sein. Bichette fungiert als Lockvogel, während Fec die Rolle des gehörnten Liebhabers übernimmt, um Bichettes Kunden zu erpressen. Doch ihrem Verhängnis entgehen sie nicht: Die Gefühle sind stärker als alle Vorsätze. Denn obwohl Fec und Bichette die Liebe aus ihrer Beziehung verbannt haben, ist plötzlich echte Eifersucht im Spiel, wird aus dem Spiel Ernst. Fec beginnt Bichette zu umgarnen und Bichette erliegt Fec. Eine Amour fou.
Walter Serner, Dadaist, Essayist, Bohemien, rastloser Reisender, hat seine Erzählungen auf der Grenze von Eros, Kälte und Verbrechen situiert. Seine Texte wirken illusionslos, lapidar, kalt, seine Figuren bevölkern die unwirtliche Halbwelt der frühen Moderne. Es sind kleine Schurken und billige Schlampen, Raubmörder und anämische Morphinistinnen, immer auf der Suche nach einem Aufriss. Sie sprechen ein Kauderwelsch aus Deutsch und Argot, dem Pariser Ganovenjargon des Milieus, der die gesprochene Sprache gleichermaßen bereichert und reduziert. Kommunikation wird zur Losung, zur Parole. Erschienen 1925, sollte der Roman Die Tigerin 1931 in die "Liste der Schund- und Schmutzschriften" aufgenommen werden. Nur ein Gutachten von Alfred Döblin verhinderte, dass das Buch der Zensur zum Opfer fiel.
Ursendung: 08.08.2015
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 20.02.2019
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