Katharina und Jan sind angekommen im neuen Bürgertum. Unter der Woche leben sie mit ihrer kleinen Tochter in einer Eigentumswohnung in Berlin, gehen dort ihren Jobs nach und pflegen nachbarschaftliche Kontakte, Ruhe, Grün und frische Luft genießen sie an den Wochenenden und in den Ferien auf einem alten Drei-Seiten-Hof in Brandenburg, für den sie einen Langzeit-Kredit aufgenommen haben und den sie selbst renovieren. Ihre Tage sind erfüllt mit Arbeit, Haushalt und Kindererziehung – Leben eben, im guten Gefühl einer gesicherten Zukunft. Da scheint Unterstützung derjenigen, deren Existenz bedroht ist, eine Selbstverständlichkeit. Als Sami, der vor vier Jahren aus Syrien nach Deutschland geflüchtet ist, sie um Hilfe bittet, willigen sie ein. Für zwei Wochen sollen sie in ihrer Wohnung seinen Bruder aufnehmen, dem die Abschiebung nach Bulgarien droht. Doch während Gast und Gastgeber noch das Miteinander üben, hat Sami eine neue Bitte, einen neuen Plan. Katharina und Jan könnten ein Leben retten. Doch würden sie damit zugleich alles gefährden, was sie für sich und ihre Tochter so sorgfältig geplant hatten.
Patrick Findeis, geboren 1975 in Heidenheim an der Brenz, lebt als freier Autor in Berlin. Er studierte Komparatistik, Psychologie und Kommunikationsforschung an der Universitat Bonn und ist Absolvent des Deutschen Literaturinstituts Leipzig. Für seinen Debütroman "Kein schöner Land" erhielt Findeis 2008 den 3sat-Preis im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. Er ist Autor der Hörspiele "Kein schöner Land" (SWR 2012) "Schneewalzer" (SWR 2013), "Hannelore Oder So ein abgelichtetes Leben will verkraftet sein"(2014). Zuletzt erschien sein Roman "Wo wir uns finden" (2012).
Ursendung: 09.08.2015
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