Barney Panofsky, in die Jahre gekommener Jude aus Montreal, hat ein mittleres Vermögen gemacht mit der Produktion von TV- Seifenopern, die so schlecht waren, dass sie überall Erfolg hatten. Jetzt hat er sich an seine Memoiren gesetzt. Vor allem, um dem Bild, das von ihm im Umlauf ist, ein paar hässliche Züge zu nehmen. Die "wahre Geschichte seines vergeudeten Lebens" ist naturgemäß zugleich die seiner drei Ehefrauen: Clara Chambers, geheiratet im Wahnsinn jugendlichen Verliebtseins. Dann die zweite Mrs. Panofsky, eine jüdisch-kanadische Industriellen-Prinzessin. Miriam, die dritte, eine einfühlsame Radiomoderatorin - und endlich die richtige. Doch nach dreißig Ehejahren hat auch sie die Nase voll von ihrem saufenden, fremdgehenden und überdies kein Blatt vor den Mund nehmenden Barney. Zu allem Überfluss ist der unmanierliche Schwadroneur nie den Verdacht losgeworden, seinen langjährigen Freund Boogie aus blanker Eifersucht umgebracht zu haben. Und - dieser hinreißende verstockte alte Sünder hat zunehmend Probleme: mit dem Herzen, der Prostata und vor allem mit dem Gedächtnis. Kann er der Alzheimerischen Krankheit noch ein paar Erinnerungen entreißen, bevor es ihm nicht mehr möglich sein wird, seine Version eines Lebens zu erzählen, das er lustvoll und schutzlos durch die Klippen der Realität gesteuert hat?
Mordecai Richler (1931-2001), war Schriftssteller, Drehbuchautor und Essayist. Durch seine Äußerungen zur kanadischen Politik war er darüber hinaus in seinem Land eine nicht unumstrittene Figur des öffentlichen Lebens.
Ursendung: 30.03.2009
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