Franz Gerstenberg weiß nicht recht, warum sein Arzt ihn noch einmal zu sich bestellt hat. Seine leichten Magenbeschwerden sind längst erkannt. Er weiß auch nicht, daß Doktor Niggemann soeben von einer Tagung zum Thema: "Der Heiler und der Knochenmann" kommt. Vielleicht fällt darum die Diagnose so hart und unvermittelt aus: Krebs, inoperabel. Franz Gerstenberg wird mit der Aufforderung entlassen, keinerlei Rücksichten mehr zu nehmen und nunmehr die große Freiheit zu genießen. Das letzte Jahr sei zumeist das beste. Für seine Familie wird Gerstenberg bald zum Problem. Nicht daß er deprimiert in Resignation versinkt, im Gegenteil: er produziert eigenwillige letzte Wünsche. Er erinnert sich an die Geschichte vom "Armen Heinrich" und wünscht sich eine Jungfrau. Seine Frau kann mit diesem Ansinnen nur schlecht umgehen: "Du seggs dat all´s so, äs wenn´t ganz vernünftig wäör. Dat is jä dat Verrückte."
Ursendung: 12.12.1988
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