Ein Theater nach der Probe: die leere Bühne, der leere Zuschauerraum. Diesen Raum betritt ein Schauspieler. Er ist zu einem Vorsprechen bestellt, will sich um eine Rolle in der nächsten Inszenierung bewerben. Man bittet ihn um Geduld: Der Regisseur, zugleich Intendant, habe noch andere Verpflichtungen. Eine alltägliche Theatersituation, so scheint es. Doch es geht um mehr: Feuerbach, einst berühmt, hat die vergangenen sieben Jahre in der Psychiatrie verbracht und setzt alle Hoffnung auf den Regisseur, mit dem er seine früheren Erfolge errungen hat. So steigert er sich in eine große Schimpf- und Rechtfertigungstirade hinein und endet in einem halbirrsinnig vorgetragenen Tasso-Monolog, ohne zu bemerken, daß der Regisseur gar nicht gekommen ist. Tankred Dorst, geboren 1925 in Sonneberg (Thüringen) und seit 1952 in München ansässig, ist - ausgezeichnet mit dem "Gerhart Hauptmann-Preis 1964" - vor allem als Dramatiker hervorgetreten. Sein 1968 in Stuttgart uraufgeführtes Stück "Toller" wurde zu einem großen internationalen Erfolg. Es folgten "Eiszeit" (1972), "Auf dem Chibborazo" (1975), "Die Villa" (1980), "Merlin oder Das wüste Land" (1981), "Heinrich oder Die Schmerzen der Phantasie" (1985) und zahlreiche andere Stücke. "Der verbotene Garten", vom SDR als Hörspiel uraufgeführt, gelangte als ARD-Beitrag beim internationalen Wettbewerb um den "Prix Italia 1984" in die engste Auswahl.
Tankred Dorst, geb. 1925 in Oberlind (Thüringen), gest. 2017. Dramaturg, Schriftsteller, Regisseur, Drehbuchautor. Auszeichnung, u. v. a. Georg-Büchner-Preis (1990).
🔥 Hörspiel des Monats April 1986
Ursendung: 06.04.1986
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