Hugo Wolf verbrachte seine letzten Jahre in der NiederösterreichischenLandesirrenanstalt. Das tragische Finale eines Komponistenlebens, in dessenVerlauf es drei intensive Liebesbeziehungen gab: Mit Vally Franck, mitMelanie Köchert-Lang und mit der Sängerin Frida Zerny. Diese biographischeKonstellation wäre andernorts die Basis für ein Melodram oder realistisch-psychologisierendes Hörspiel. Nicht so beim Pionier des intermedialenSpiels mit Texten. Gerhard Rühm überträgt sein lang gehegtes Vorhabeneines Sprechstücks für fünf Stimmen, von denen jede nur Wörter miteinem der Vokale U, O, A, E oder I spricht, auf die Situation des späten Wolf."Wolfs Gedanken kreisen im "Letzten Akt" obsessiv um dieselben Begriffe,um drei emotional zentrale Bezugspersonen seines Lebens (die drei "Grazien") - ein psychopathologisches Verhalten, das unter die von Schizophrenenbekannten Sprachphänomene fällt: Verbigeration, das stereotype Repetierenaus dem Zusammenhang gerissener Wörter und Satzfragmente undihre Begriffsverwischung sowie Agglutination, die zeitliche Isolierung einzelnerWörter, der Zerfall des Redeflusses bis hin zum totalen Sprachverlust."
[Gerhard Rühm]
Gerhard Rühm, geboren 1930 in Wien, studierte Klavier und Kompositionan der Wiener Musikakademie, danach privat bei Josef Matthias Hauer.Intensive Beschäftigung mit orientalischer Musik, Gründungsmitglied der"Wiener Gruppe", in den 50er und 60er Jahren vorwiegend literarischeArbeiten, wenn auch von Anfang an intermedial orientiert. Rühm bewegtsich im Grenzbereich zwischen Literatur und Bildender Kunst. Es entstehenVisuelle Poesie, gestische und konzeptionelle Zeichnungen, Fotomontagen,und zunehmend auch auditive Poesie, Tonbandtexte, Chansons, Melodramen,Tondichtungen. Für seine Radioarbeiten erhält Gerhard Rühm denKarl-Sczuka-Preis erstmals 1977, den Hörspielpreis der Kriegsblinden1983
🔥 Karl-Sczuka-Preis 2015
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