In diesem ironischen Hörspiel wandelt Wolfgang Hildesheimer ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht ab. Es geht nicht mehr um Rätsel, die gelöst werden müssen, sondern um ein Wortgefecht auf Leben und Tod, bei dem unterliegt, wer zuerst den Faden verliert.
Reihum tötet Prinzessin Turandot ihre adeligen Freier, wenn sie bei einer Befragung versagen. Doch einem falschen Prinzen glückt es, die stolze Prinzessin in Diskussion und Liebe zu besiegen. Der Prinz, der Turandot nach neunzehn hingerichteten Freiern endlich besiegt, ist in Wirklichkeit ein Abenteurer, genauer: ein Hochstapler. Der Sieger verschmäht die schöne Prinzessin. Liebe und Macht sind für ihn unvereinbar. Was er zurückweist, heimst ein anderer mühelos ein – und diesmal bleibt Turandot nichts übrig, als sich darein zu fügen. Sie ist Opfer ihres Hochmuts und der Politik geworden. Bei Hildesheimer steht der gescheite Kopf mit Phantasie über dem Geburtsadel.
Wolfgang Hildesheimer, 1916 in Hamburg geboren, studierte nach einer Schreinerlehre in Palästina, wohin seine Eltern emigriert waren, Malerei und Bühnenbildnerei in London. Arbeitete als bildender Künstler und als Schriftsteller. Seine Prosa, Theaterstücke, Hörspiele sowie Essays und Interpretationen (u. v. a. zu Mozart, Beckett und Joyce) wurden mehrfach ausgezeichnet, u. v. a. 1955 mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden und 1966 mit dem Georg-Büchner-Preis. Wolfgang Hildesheimer starb 1991 in Poschiavo.
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